Die Bustouristik vermisst die politischen Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass der Bus als umweltfreundlicher Verkehrsträger die ihm zukommende Rolle in der aktuellen Klimaschutzpolitik spielen kann. Wie sehr Branchenvertreter die politische Unterstützung durch die Berliner Politik vermissen, wurde u. a. beim Tag des Bustourimus am 14. Januar 2020 in Stuttgart deutlich.
Die Bustouristik erfahre politisch keinerlei Rückenwind, kritisierte Yvonne Hüneburg, die stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) beim Auftakt des Tags des Bustourismus. Der Bus werde von der Politik in der aktuellen Klimaschutzdebatte weit unter seinem Wert behandelt und sein Beitrag zum Klimaschutz werde völlig verkannt, sagte Hüneburg vor rund 170 Zuhörern. Wer ernsthafte Klimaschutzpolitik machen wolle, komme an den ausgezeichneten Emissionswerten des Busses aber nicht vorbei.
Bereits am Vormittag hatte Hermann Meyering, der Vorsitzende der Gütegemeinschaft Buskomfort bei der Mitgliederversammlung des Verbandes an die Politik appelliert, die Wettbewerbsnachteile für den Bus endlich abzubauen. Meyering kritisierte ebenfalls, dass die Bundesregierung den Beitrag, den der Busunternehmer zum Klimaschutz leisten, „konsequent“ ignoriere würden.
Will man nicht vollends verzagen, sind in solchen Zeiten mangelnder politischer Unterstützung daher umso mehr Innovationen aus der Branche gefragt, die Busunternehmen neue Möglichkeiten eröffnen, am Markt erfolgreich zu sein. Unter dem Motto „Innovation statt Resignation: Zukunftsweisende Geschäftsmodelle für die Bustouristik“ stellten daher beim Tag des Bustourismus, den die Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) und der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) traditionell gemeinsam im Rahmen der Reisemesse CMT ausrichten, Unternehmer erfolgreiche Beispiele aus der Praxis vor.
Philipp Cantauw vom Reisebüro Schmidt in Wolfenbüttel, schilderte anschaulich, wie wichtig es ist, neue Zielgruppen anzusprechen und sich als Marke zu etablieren. Bei dem von ihm vorgestellten Modell „momento“ handelt es sich um ein Franchise, mit dem man als Busunternehmen über exklusive Vollcharterflüge neue und andere Kundengruppen ansprechen kann.
Peter Stenger, Geschäftsführer von Stewa Touristik, berichtete anschließend, wie er mit serviceorientiertem Personal und hochmodernen Bistrobussen erfolgreich ist. Sein Unternehmen setzt dabei auf Busse, die quasi als rollende Gourmet-Restaurants unterwegs sind. Erhard Kiesel von Schlienz Tours schließlich ging ausführlich auf die Chancen der Digitalisierung ein.
Horst Bottenschein widmete sich zum Abschluss dem Thema Kooperationen. Selbst habe er damit gute Erfahrungen gemacht, sagte der Ehinger Busunternehmer und bezeichnete solche Kooperationen in der Busbranche als „unausweichlich“, um am Markt erfolgreich zu sein. Am Beginn einer solchen Kooperation müsse das Abwägen der Vor- und Nachteile stehen, betonte er. Die Vorteile müssen nach gründlicher Prüfung überwiegen, sagte Horst Bottenschein, wenn die Kooperation erfolgreich sein soll. Näher führte Horst Bottenschein seine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Müller Reisen aus Rottweil aus, wobei sehr deutlich wurde, dass neben rationalen Faktoren auch emotionale Aspekte für den Erfolg wichtig sind. Zum Schluss betonte der Busunternehmer, dass es für eine Kooperation Fairness und Verständnis für die Interessen aller Beteiligten brauche. Ohne dieses gegenseitige Verständnis funktioniere es schlicht nicht.
Bild: Veranstalter von gbk und WBO mit den Referenten am Tag des Bustourismus (v.l.n.r.): Peter Stenger, der WBO-Vorsitzenden Klaus Sedelmeier, Erhard Kiesel, Yvonne Hüneburg, Horst Bottenschein, den gbk-Vorsitzenden Hermann Meyering, Philipp Cantauw und gbk-Geschäftsführer Martin Becker.
Text und Bildquelle: Thomas Burgert