Die Quantron AG ist ein Spezialist für Um- und Nachrüstung von Dieselfahrzeugen auf E-Antrieb. Zudem sind die Gersthofener exklusiver Importeur von Karsan Jest und Atak für Deutschland und Österreich: Busmagazin sprach nun mit dem Vorstand Andreas Haller über die Unternehmenspläne.
Busmagazin: Was genau ist das Konzept, das Sie mit Quantron als neuem Unternehmenszweig verfolgen?
Andreas Haller: Die Quantron AG versteht sich als Transformationspartner für den Endkunden von der Diesel-Welt hin zur Elektromobilität bis hin zur Lieferung von Grünstrom und einem eigenen Telematiksystem (Q-Systems). Unabhängig von den großen Herstellern analysieren wir mit den Kunden ihren Fuhrpark im Hinblick auf Umrüst- oder Nachrüstmöglichkeiten. Aktuell können wir elektrische Antriebstränge für 47 verschiedene Nutzfahrzeugmodelle anbieten, von 3,5-Tonner bis zum 44-Tonner-Lkw vieler Marken. Dabei geht es sowohl um Gebraucht- als auch um Neufahrzeuge – ganz nach Kundenbedarf und Sinnhaftigkeit. Nicht jedes alte Fahrzeug lässt sich eben wirtschaftlich umrüsten. Dabei fokussieren uns schon vor allem auf die Umrüstung, weil das eben genau das gewünschte Nachhaltigkeitskonzept darstellt, das wir verfolgen wollen.
BM: Wie reagieren denn die großen Hersteller und welche Potenziale gibt es hier?
Haller: Die haben natürlich bereits große Hofbestände an Fahrzeugen und es kommen durch Leasingrückläufer immer mehr dazu. Gleichzeitig brechen die alten Zweitmärkte in Osteuropa weitgehend weg, weil die ebenfalls schon stark auf neue Technologie setzen. Und genau an diesem Punkt setzen wir an und bieten die Umrüstung von zwei- bis dreijährigen Fahrzeugen an. Je teurer die Aufbauten bei Lkw sind, desto mehr Sinn macht eine solche Umrüstung natürlich.
BM: Und wie sieht das Konzept für den Bus aus?
Haller: Für Großbusse kaufen wir den Antriebstrang bei unseren Partnern ein, allerdings kaufen wir oder der Kunde die gebrauchten/neuen Mercedes Citaro an und bauen diesen komplett neu auf inklusive Achsen, Lenkgetriebe und anderen wesentlichen Bauteilen. Der Kunde kann hier sogar Innenausstattung oder die Außenlackierung wählen. Wir wollen einfach die Diskussionen im Nachgang vermeiden, was man noch alles hätte erneuern können. Zudem geben wir ein Jahr Garantie bis hin zur Karosserie. Denken Sie alleine an die neue Elektrik, die ein moderner Stadtbus heute braucht bis hin zu USB-Steckdosen. Einen neuen CAN-Bus verbauen wir aber nicht, der ist eng mit dem Antriebsstrang verbunden.
BM: Welche Bedeutung haben die beiden Karsan Busse in Ihrem Portfolio?
Haller: Wir sind exklusiver Importeur für Deutschland und Österreich, derzeit mit fünf Verkäufern. Ich habe mich dafür entschieden, weil es derzeit einfach kein anderes Produkt im Markt gibt, dass einen Minibus in busspezifischer Vollniederflurbauart darstellt, das dann auch von den Fahreigenschaften her entsprechend anspruchsvoll ausfällt. Auf diesem Gebiet sind die deutschen Hersteller doch eher langsam, das muss man wirklich sagen. Und mit jungen und dynamischen Unternehmen wie Quantron arbeitet man in diesem Bereich nicht allzu intensiv zusammen, da wird man doch gerne als latente Gefahr für die eigene Kundschaft gesehen. Dabei tut sich bei diesen Elektromobilitäts-Startups gerade extrem viel.
BM: Die Kooperation mit BMWi steht Ihnen ja auch sehr gut zu Gesicht. Wie kam es dazu und zur Karsan Verbindung?
Haller: Ja das stimmt, wir sind mit dem Produkt bei BMW auch schon gut etabliert, es werden einige Busse für den Werksverkehr aller Werke ausgeliefert derzeit. Die Münchener freuen sich natürlich, dass ihre Technik drinsteckt, und forcieren das Thema deswegen natürlich. Der After Sale liegt aber komplett bei uns, da gibt es keine Synergien. Der Kontakt kam von Karsan aus zustande, da ich als langjähriger Iveco-Nutzfahrzeugspezialist und Minibus-Vertriebler kein Unbekannter im Markt bin. Und dann kam der erste Impuls von einem meiner Kunden, der einfach ein völlig anderes Fahrzeug gesucht hat. Und so kam eines zum anderen, und die BMW-Technik hat das ganze natürlich positiv befördert. Es hat dann aber noch eine Weile gedauert, bis wir durchstarten konnten, denn auch der After Sales muss ja beim Verkaufsstart schon stehen – wir können ja mit Quantron und Alltrucks auf ein sehr großes Servicenetz zurückgreifen, das jetzt sukzessive auf Hochvoltthemen geschult werden.
BM: Herr Haller, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte unser freier Kollege Olaf Forster.
Foto: Olaf Forster
Bild: Quantron-Vorstand Andreas Haller vor dem Karsan Jest (l.) und Atak
Bildquelle: Olaf Forster