Auch die Autostadt in Wolfsburg fährt allmählich den Betrieb wieder hoch. Wir sprachen mit dem Mitglied der Geschäftsführung, Claudius Colsman, über die neuen Herausforderungen vor denen die Niedersachsen stehen.
Busmagazin: Die Autostadt hat wieder geöffnet. Aus unserer Sicht interessieren vor allem die Gruppenangebote. Welche davon können Reiseveranstalter nun wieder buchen?
Claudius Colsman: Unsere weitläufige Park- und Lagunenlandschaft lädt zum Bummeln und zum Flanieren ein. Gäste können den Tag bei uns genießen: Das ZeitHaus, die Markenpavillons und im Zeitraum von 7.30 bis 22 Uhr sind vier unserer Restaurants sind ebenfalls wieder täglich geöffnet. Auch geführte Rundgänge sind möglich – sie bieten die Möglichkeit, die Autostadt ausführlich kennenzulernen oder vertiefende Einblicke zu bekommen.
BM: Gibt es für diese Angebote Zulassungsbeschränkungen z.B. in Bezug auf die Gruppengröße?
Colsman: Uns ist der persönliche Kontakt sehr wichtig, so dass wir bei unseren Führungen stets darauf achten, dass jeder Guide maximal 5 anstatt 20 Gäste führt. Das gibt uns gleichzeitig auch die Chance, in den direkten Dialog mit unseren Gästen zu gehen.
BM: Kombiprogramme wie Autostadt und Fußball fallen durch Beschränkungen oder Ausschluss von Besuchergruppen komplett weg. Gibt es dafür Alternativprogramme oder wie fangen Sie diese Verluste auf?
Colsman: Viele Menschen verbinden ein Heimspiel des VfL Wolfsburg natürlich auch mit einem Besuch der Autostadt. Daher ist es sehr schade, dass die Spiele derzeit ohne Zuschauer stattfinden – allerdings steht die Gesundheit an oberster Stelle. Trotzdem versuchen wir, das Feeling aufzugreifen und unterstützen den VfL gern dabei, Stadionatmosphäre zu den Fans nach Hause zu bringen. Zum Spiel gegen Borussia Dortmund am 23. Mai gab es einen vierstündigen Livestream aus der Autostadt – eine zweite Auflage ist für das Spiel gegen Bayern München geplant. Wir beurteilen regelmäßig die Situation und die behördlichen Vorgaben. Unsere Angebote und unser Programm passen wir dabei den aktuellen Gegebenheiten an.
BM: Die Autostadt in Wolfsburg lebt auch von den zahlreichen Veranstaltungen auf dem Gelände. Was ist hier in der kommenden Zeit geplant und wie sollen diese durchgeführt werden?
Colsman: Ab dem 16. Juli empfangen wir unsere Gäste mit offenen Armen zu unserem großen Sommerprogramm. Besucherinnen und Besucher dürfen sich auf die neuen Kletterinstallationen, das Riesen-Airtramp, unseren Mikromobilitätsparcours sowie den großen Beachbereich mit „Cool Summer Island" und mit dem Bootsverleih freuen. Die aktuell gültigen Abstandsregelungen funktionieren in unserer weitläufigen Lagunenlandschaft wunderbar.
BM: Wie hat die Autostadt die zweimonatige Schließung genutzt, was sich z. B. für die Besucher in Zukunft geändert?
Colsman: Wir haben zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen mit den Behörden abgestimmt und eingeführt. Wo es möglich war, wurde auf kontaktlose Prozesse umgestellt. Wir haben unser Zutrittskonzept auf der Piazza neugestaltet, begleitet von einem veränderten Wegeleitsystem im Park und in den Gebäuden. Für unsere Gäste vor allem sichtbar sind die kreativen und bunten Hinweise in Wartebereichen, die bei uns etwa „verkehrsberuhigter Bereich“ heißen. Bei allem Ernst ist es uns wichtig, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, damit der Besuch der Autostadt auch in dieser herausfordernden Zeit Spaß macht.
BM: Wenn in diesem Sommer verstärkt Ziele innerhalb Deutschlands angefahren werden, wie wollen die Autostadt in Wolfsburg und die Stadt Wolfsburg davon profitieren?
Colsman: Wir sind ein beliebtes Ausflugsziel für die gesamte Familie. Deshalb setzen wir auch in Zukunft auf familienorientierte Angebote. Ich denke dabei natürlich unsere Kinderfahrschule, Bastelangebote aber auch die Möglichkeit, dass Familien künftig bei uns im Park picknicken können. Gemeinsam mit den Wolfsburger Freizeitdestinationen phaeno und den Designer Outlets haben wir zudem das erlebnisreif-Ticket ins Leben gerufen – es lädt dazu ein, alle Einrichtungen an einem Tag kennenzulernen.
BM: Jugendreisen im Verein und vor allem Klassenfahrten sind von Corona besonders betroffen. Sehen Sie für die Autostadt Möglichkeiten gerade in diesem Bereich eine Vorreiterrolle für den Neustart zu spielen?
Colsman: Der Lernort Autostadt nutzt die Chance, das bestehende Bildungs- und Freizeitprogramm durch digitale Lernangebote zu ergänzen und stets zu erweitern. Ab dem 12. Juni haben wir mit „Let´s go! – Sommerlernspaß in der Autostadt“ außerdem ein spannendes Programm für Groß und Klein – dabei laden Spaßfahrten mit verschiedenen Fahrgeräten und Indoor-Stationen zum Mitmachen ein. Zudem planen wir im Rahmen einer Kooperation mit dem VfL Wolfsburg und dem phaeno das Klassenfahrt-Programm „3 Tage, 3 Lernorte“, denn alle drei Institutionen sind wieder geöffnet und fußläufig erreichbar.
BM: Wenn der Betrieb so lange still stand, wähnen sich Betreiber wie Besucher beim Gedanken an die Winterwelt 2020 der Autostadt auf der sicheren Seite. Rechnen Sie damit einem Ansturm und wenn ja, wie wollen Sie diesen in Bezug auf Wartezeiten beim Einlass, vor Gastronomieangeboten oder an der Eisbahn bewältigen?
Colsman: Zunächst freuen wir uns auf den Sommer und darauf, dass Familien mit Kindern aber auch Autofans ihre Freizeit bei uns genießen – da wird für jeden etwas dabei sein. Bereits jetzt einen Blick auf den Winter zu werfen, wäre angesichts der Covid-19-Pandemie verfrüht. Wir tauschen uns eng mit den Behörden aus und passen uns bei unseren Planungen an die jeweilige Entscheidungslage an.
BM: Im Vergleich zum Zeithaus mit seinem automobilen Schätzen fallen die Markenpavillons laut Besuchermeinung stark ab: zu wenig zu sehen, reiner Werbecharakter usw. Gibt es Bestrebungen die Markenpavillons in Zukunft anders zu gestalten bzw. den geschichtlichen Hintergrund der jeweiligen Marke stärker zu betonen?
Colsman: Die jeweiligen Marken machen ihre eigenen Werte und Leitbilder in den Pavillons erlebbar. Regelmäßige Inszenierungswechsel und Sonderausstellungen laden dazu ein, tiefer in die Historie der Marken einzutauchen. Für unsere Gäste ist es aber auch sehr spannend, Fahrzeuge bereits vor der Markteinführung bei uns zu sehen – ich denke in dem Zusammenhang an den Golf 8 GTI oder den Porsche Taycan, die wir derzeit in der Autostadt präsentieren.
BM: Wie haben Ihre Partner aus der Gruppentouristik die Corona-Krise gemeistert? Welche Unterstützung kann die Autostadt in Wolfsburg diesen geben?
Colsman: Unser Vertriebsteam unterstützt Busunternehmen und Reiseanbieter z. B. bei der Ausschreibung von Reisen und bieten dabei einen kompletten Service – sei es mit Bild- und Textmaterial, aber auch in der Beratung von möglichen Werbemaßnahmen, bis hin zu Kooperationen mit Verlagen.
BM: Herr Colsman, wir danken für Ihre Zeit und das Gespräch.
Das Interview führte Verlagsleiter Michael Dietl.
Bild: Claudius Colsman
Bildquelle: Autostadt