Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis90/Die Grünen) hat in einer Videokonferenz den Startschuss für die erste Phase eines Forschungsprojektes auf dem Weg zum autonomen Nahverkehr in Baden-Württemberg gegeben. Im Rahmen des Projektes „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im öffentlichen Nahverkehr in der Stadt und auf dem Land“ (RABus) wird der Einsatz großer, vollautomatisierter Busse wissenschaftlich erforscht und auch real erprobt. Das Verkehrsministerium von Baden-Württemberg fördert das Projekt mit 7 Mio. Euro.
Es entstand aus dem „Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg“. Die Entwicklung, Umsetzung und Erprobung eines wirtschaftlichen und zuverlässigen Fahrbetriebs mit vollautomatisierten Fahrzeugen sei von großer Relevanz für die Zukunft des ÖPNV – so das Landesverkehrsministeriums.
Das Projekt soll im Ergebnis eine Beurteilung einer landesweiten Übertragbarkeit und Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen für die technische Umsetzung und die betriebliche Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit umfassen. Außerdem sollen rechtliche Belange und verkehrliche Wirkungen des landesweiten Einsatzes eines weitgehend fahrerlosen Busshuttlebetriebes mit Normal-Geschwindigkeiten berücksichtigt werden.
Im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung hat Verkehrsminister Winfried Hermann den Förderbescheid an das Konsortium, bestehend aus dem Forschungsinstitut für Kraftwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS), dem Karlsruher Institut für Technologie, der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, dem Stadtverkehr Friedrichshafen GmbH mit DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH und ZF Friedrichshafen übergeben. Das FKFS ist dabei der Konsortialführer des Projektes.
Heute erhältliche Busse mit Assistenzfunktionen (Level zwei) sollen aufgerüstet werden (bis Level vier).
Level zwei – teilautomatisiertes Fahren: Unter definierten Bedingungen hält das Fahrzeug die Spur, bremst und beschleunigt.
Level vier – vollautomatisiertes Fahren: Der Fahrer kann die Fahrzeugführung komplett abgeben und wird zum Passagier.
Bei der technischen Aufrüstung unterstützt die ZF Friedrichshafen AG. Mannheim und Friedrichshafen fungieren mit Unterstützung der Verkehrsunternehmen als Reallabore. Hier wird der u. a. der praktische Einsatz über mehrere Monate, die Geschwindigkeiten, die ein Mitschwimmen im Verkehr erlauben und auch das Fahren mit Fahrgästen getestet.
In Gebieten beider Städte soll bis zum Ende des Jahres 2023 ein weitgehend wirtschaftlicher Nahverkehrs-Betrieb mit elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen probeweise etabliert werden.
Im Reallabor Mannheim liegt der Schwerpunkt auf dem automatisierten Betrieb im Mischverkehr in einem neuen Stadtquartier, im Reallabor Friedrichshafen dagegen steht der automatisierte Überlandbetrieb im Mittelpunkt der Aktivitäten.
Um im jeweiligen Umfeld ein angepasstes und gleichzeitig sicheres Fahrverhalten zu erreichen, sollen die Fahrzeuge im regulären Verkehr mitschwimmen können – innerorts mit mindestens 40 km/h und außerorts mit mindestens 60 km/h.
Bild: v.l.n.r.: Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Dr. Heiko Tempel aus dem Verkehrsministerium und Prof. Hans-Christian Reuss (FKFS)
Bildquelle: RABus/Uli Regenscheit