Die Paketer hoffen, dass die Pandemie in der EU durch das Impfen noch in diesem Jahr ein Ende findet. Und damit verbunden Gruppenreisen in die Länder der Union im Anschluss wieder möglich werden. Entsprechend legen sie neue Kataloge für 2022 auf, wie z. B. La Cordée Reisen.
Die Paketreiseveranstalter bleiben optimistisch, auch wenn in puncto nationales Reisen oder gar länderübergreifendes Reisen zurzeit nicht viel bis gar nix geht. Beispielsweise La Cordée Reisen in Karlsruhe, einem der beiden Frankreichspezialisten im VPR: „Da 2021 nochmals ein schwieriges Reisejahr wird, blicken wir zuversichtlich auf 2022. Eines ist sicher, die Freude am Verreisen verlieren wir nicht. Im Gegenteil: wir sind hungrig auf Tapetenwechsel und sehnen uns danach, wieder andere Kulturen und Landschaften zu entdecken und unseren Horizont zu erweitern.“
Faszination Frankreich
Mit diesem Unternehmensstatement steigen aktuell Leser und Kunden in den Katalog „Faszination Frankreich 2022“ ein. Im letzten Jahr haben die Karlsruher noch auf einen eigenen Reisekatalog verzichtet – wozu auch, es ging ja nichts mehr in Sachen Urlaub. Aber dieses Jahr gibt’s wieder einen, der erstmalig die Herbst-Winter-Frühjahr-Saison 2021–2022 zusammenfasst. Darunter sind wieder etliche neue Ideen, wohin es im kommenden Jahr bei einem Besuch bei unserem Nachbarn gehen könnte. Z. B. sechs Tage ins Jura.
Eine Reise, die La-Cordée-Chef Philippe Masson besonders am Herzen liegt. Ist doch das Département Jura Teil der Region France-Comté, aus welcher er stammt – ein bisschen Patriot und heimatliebend ist halt auch er. Die Reise umfasst u. a. Kulinarisches, wie mehrere Weinproben und eine Käse-Degustation, den Besuch des UNESCO-Weltkulturerbes Königliche Saline von Arc-et-Senans und eine Bahnfahrt mit der Ligne des Hirondelles. Also der „Bahnlinie der Schwalben“, die erst im letzten Jahr für 5,3 Mio. Euro wieder auf Vordermann gebracht wurde. Die Panoramabahn durch- und überquert auf ihren 120 km in bis zu 948 m Höhe 36 Tunnel und 18 Viadukte.
Nationalpark Haut-Jura
Auch der Nationalpark des Haut-Jura, ein Pfeifen- und Diamantmuseum und Lons-le-Saunier, die Hauptstadt des Juras, stehen auf dem Programm. Ein anderer Reisevorschlag geht ins Département Lot-et-Garonne im Südwesten Frankreichs und ist benannt nach den beiden Flüssen, die sich durchs Land ziehen. Es ist einer der Gemüsegärten Frankreichs. Pflaumen und Haselnüsse gedeihen hier gut.
Dementsprechend begleiten Pflaume und Nuss die Teilnehmer über die ganze neun tägige Reise. Den Anfang macht die Altstadt von Agen, der sogenannten Hauptstadt der Pflaume. Das mittelalterliche Frespech, das Felsennest Monflanquin, die Renaissancestadt Nérac, die Benediktinerabtei Saint-Pierre und die Festungsaltstadt Carcassonne (beides UNESCO-Weltkulturerbe) zählen zu den weiteren Reisehöhepunkten. Weinprobe, Verkostung von Gänse- und Entenpastete und im Maison de la Noisette Produkte aus der Haselnuss zählen auf dieser Reise zu den inneren Genüssen.
Ratour für Naturliebhaber
Und: Ging es im Jura der Panoramabahn voran, bewegt sich die Reisegruppe hier beschaulich im Boot auf der Baise und auf dem Lot vorwärts. Wem eine Bootsfahrt zu idyllisch sein sollte, kann auch sechs Tage mit dem Fahrrad an der Somme im Norden des Landes strampeln, schlagen die Frankreichspezialisten vor. Stefan Neumann, Vertriebsleiter bei La Cordée, hat sich selber aufs Rad geschwungen und die „Radtour für Naturliebhaber und Genießer“ erfahren.
Die Tagesetappen betragen bei dieser Idee 22 bis 57 km und sind überwiegend flach. Geradelt wird von Péronne entlang des Flusses bis zum Leuchtturm Le Hourdel an der Mündung der Somme. Stationen sind u. a. Corbie, Amiens, Abbeville und Saint-Valery-sur-Somme.
Die Somme ist heute ein idyllischer Fluss, an welchem man entspannt radelnd seine Freizeit verbringen kann. Die Somme war aber auch im Ersten Weltkrieg blutiger Frontverlauf, wo um jeden Meter verbissen gerungen wurde. Die Schlacht an der Somme, die englisch-französische Offensive von Juli bis Mitte November 1916, war das verlustreichste Kräftemessen an der Westfront und wie so oft in diesem Krieg ohne jeden Erfolg für die Angreifer.
In Gedenken an dieses Völkerringen gehören auch ein Besuch des Thiepval-Denkmals auf dem Gefallenenfriedhof in Authuille und das Museum Historial de la Grande Guerre in Péronne zur Reise. Übrigens auch wenn wir hier als Transportmittel der Wahl Bahn, Boot und Bike in den Vordergrund stellen, der Bus ist bei allen Urlaubsideen mit von der Partie.
Neustart 2022
Noch einmal zurück zu Philippe Masson und der Frage, ob er und sein Team mit ihrem aufkeimenden Optimismus nicht alleine dastehen würden. Eine Frage, die er verneint und mit Indizien seine Position untermauern kann. Zögerten viele seiner Kunden im letzten Jahr noch, coronabedingt geplatzte Reiseräume einfach nach 2021 zu verlagern, so stellt er heute fest, dass „alle“, die 2021 Stornierungen hinnehmen müssen, kurzerhand ihre Reiseplanung ins kommende Jahr platzieren. Das Anlaufen der Impfungen, so seine Meinung, belebt spürbar die allgemeine Stimmung unter seinen Kunden. Ein Ende der Pandemie scheint damit absehbar, auch wenn sich hier noch keiner auf ein Datum festlegen will. Aber mit 2022 gehen die meisten wohl von einem echten Neustart aus und einem Beleben des aktuellen, immer noch sehr schwachen, Geschäftes aus.
Und er vermutet einen ersten Reisetrend für 2022: „Ich denke, dass im kommenden Jahr nicht unbedingt die Klassiker richtig punkten werden, also jene Reisen, die alle im Programm haben und wo eigentlich jeder hin will. So kurz nach der Pandemie, werden die Urlauber ‚Brennpunkte‘, die von Touristen normalerweise überlaufen werden, noch meiden“, meint er. „Stärker zum Zuge könnten dagegen jene – durchaus attraktiven – Reisevorschläge kommen, die eher abseits des Mainstreams liegen und Naturreisen, die ihren Schwerpunkt draußen an der frischen Luft haben. Zumindest hoffen wir, mit entsprechenden Angeboten Erfolg zu haben.
Text: Dirk Sanne
Bild: Die Altstadt der Festung und Stadt Carcassonne zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe
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