Der 12 m lange Citywide BEV (Battery Electric Vehicle) ist mit einem leistungsstarken 300-kW-E-Motor ausgestattet. In der Hansestadt Bremen konnten wir eine Runde mit dem E-Bus drehen, wenn auch mangels spannender Topografie ihn nicht herausfordern.
Der Elektrobus, entwickelt 2017, wurde dann als ausgereiftes Fahrzeug auf der busworld 2019 einem größeren Publikum vorgestellt und dieser Bus befand sich in diesem Jahr auf einer Roadshow durch Deutschland und Österreich, die in Bremen endete. Hier hatten wir auch die Möglichkeit den 12-m-Wagen in einer ersten, relativ kleinen Runde zu fahren und zugleich das dortige neue Scania Used Bus Center kennenzulernen. In zwölf Wochen hatte die Vertriebsmannschaft den schwedischen E-Bus gut 130 potenziellen Kunden vorgestellt. Zum Jahresende 2021 erreichen dann die ersten E-Busse die Kunden. In diesem Fall: Die bisherige gesamte Jahresproduktion - 30 Einheiten – geht geschlossen nach Dänemark.
Citywide ist das Nachfolgemodell für die Baureihen Scania OmniLink und OmniCity. Den Citywide gibt’s also nicht nur als E-Bus, sondern auch als Vollhybrid, Biogas- und klassischen Dieselbus. Scania sieht sich daher als „nachhaltiger Anbieter von Alternativen“. Der batterieelektrische Citywide aus der neuen Scania-Bus-Baureihe ist dafür gedacht, eine moderne und vor allem grüne Mobilität in den Innenstädten und Vororten zu gewährleisten. Über 100 Personen kann er als 12-m-Bus aufnehmen. Je nach Fahrzeuglänge, es gibt ihn von 11,5-13,2 m, bietet er für 35 bis 43 seiner Fahrgäste auch eine Sitzmöglichkeit an.
Laut Scania kommt er mit seinen Fahrgästen unter idealen Bedingungen und mit dem großen Batterie-Paket bis zu 300 km mit einer Batterieladung transportieren.
Bei der Anzahl der Batterien hat der Kunde die Wahl. Je nach Wunsch verfügt der Citywide BEV über acht oder zehn Lithium-Ionen-Batterie-Pakete. Diese befinden sich auf dem Dach (4-6 Pakete) und im hinteren Überhang des Busses (4 Einheiten). Die Akkumulatoren bieten 250 kWh bzw. 320 kWh. Bei unserem 12-m-Fahrzeug waren acht Batterie-Pakete mit 250 kWh verbaut. Mit ihnen kommt man je nach Wetterlage und Topgrafie 115 bis 220 km weit.
Scania ist von seinem Motor und der Leistungsfähigkeit überzeugt. Auch unter schwierigen Fahrbedingungen soll er, dank Ölspraykühlung, noch glänzen können. Für ihn gibt es demnach weder in hügeligem Terrain noch unter warmen Klimabedingungen eine Begrenzung des Drehmoments. Steigungen bis zu 8 % erklettert der Bus mit bis 30 km/h, betont der Hersteller. Und auch bei Kletterpartien von 16 % könne der Omnibus noch beschleunigen.
Angetrieben wird der Schwede durch eine permanente magnetelektrische Maschine, die eine 300 kW (2100 Nm) als Spitzen- und 250 kW (1300 Nm) als Dauerleistung zur Verfügung stellt. Dem Permanentsynchronmotor angegliedert, ist zur Optimierung des Energieverbrauchs ein Getriebe mit zwei Gängen, dessen Schaltpunkt bei 37 km/h liegt. Der Energieverbrauch, so die Schweden, liegt dabei zwischen 0,75 und 1,6 kWh – in Abhängigkeit von jeweiligen Einsatz und den Außentemperaturen. Auch Scania kennt die Technik der Rekuperation, sprich ein Teil der Bremsenergie wandert dabei zurück in die Batterien.
Geheizt wird der Bus mittels Wärmepumpe, zumindest solange -5 Grad Außentemperatur nicht unterschritten werden. Darunter springt eine Zusatzheizung der Wärmepumpe zur Seite, die mit Diesel, Biodiesel oder Biodiesel befeuert werden kann. Gekühlt wird dagegen rein elektrisch.
Auch in Sachen Lademöglichkeiten kommen die Schweden potenziellen Kundenwünschen entgegen. Der 300-kW-E-Motor lässt sich über invertierte Pantografen beladen (bis zu 450 kW), sprich auf dem Busdach sitzen also nur zwei Ladeschienen, alternativ über Stromabnehmer auf dem Dach und zudem über Depotladung per CCS-Typ-2-Stecker (bis 150 kW Gleichstrom).
Durch den Wegfall eines voluminösen Dieseltriebwerkes und der seitlichen Anordnung des Elektromotors gewinnt Citywide BEV drei zusätzliche Sitze hinter der Hinterachse. Zwei weitere Sitze gibt es im Niederflurbus durch die erhöhte Vorderachslast (zugelassen 8 t, tech. möglich 8,2 t).
Die Schweden haben ihren Vorführstrommer sehr hell und lichtdurchflutet gestaltet. Helle Farben an den Decken, Wänden und bei der Polsterung – diese in verschiedenen Beigetönen -, eine höhere Deckenlinie und große Seitenfenster lassen den Bus luftig wirken. Teilweise gibt es bei diesem Bus sogar Scheiben unterhalb der Seitenscheiben, die fast bis zum Innenraumboden hinab reichen! Der breite Gang und die indirekte Deckenbeleuchtung im gesamten Bus tragen zudem zum Fahrgastkomfort und einem Gefühl der Weitläufigkeit im Innenraum bei. Die Haltestangen sind teils in Edelstahl, teils in Holzoptik ausgeführt. Recht ungewöhnlich sind die beiden Haltestange bei den Vis-á-vis-Sitzen, die von oben klassisch senkrecht verlaufen, dann aber in die Waagrechte gehen und in der Wand verankert sind. Sie bilden vor den Sitzen einen gemeinsamen Haltebügel für alle vier Sitzpartner und trägt zudem eine aufgesetzte Stopptaste.
Allerdings hat die helle Gestaltung des Innenraums auch ihre Schattenseiten, das sieht man an den Abnutzung und Verschmutzungen an den verbauten Materialien. Und davon hat der Bus in seinem bisherigen Fahrzeugleben nicht zu wenige erhalten.
Die verbesserte Raumaufteilung im Inneren des Busses gegenüber den Vorgängern erlaubt einen zügigen Fahrgastwechsel. Der Zutritt bzw. das Aussteigen in/aus den Niederflurwagen erfolgt in diesem Fall über drei doppelflügelige Schwingtüren (Tür 1: Innen-, 2+3: Außenschwingtüren). Alle Doppeltüren haben eine Breite von 1350 mm.
Von der damit verbunden besseren Luftzufuhr im geräumigen Interieur profitieren Fahrgäste und Fahrer gleichermaßen. Ein Plus, das gerade in Corona-Zeiten nicht von der Hand zu weisen ist. In diesem Vorführfahrzeug war allerdings die Fahrerkabine noch nicht corona-sicher verglast.
Text und Bildquelle: Dirk Sanne