Auch wenn in diesem Winter corona-bedingt den Weihnachtsmärkten nur wenig Erfolg beschieden ist, so dürften sie 2022 wieder zu dem traditionellen Erfolgsschlager bei den Gruppenreisen werden. Das gilt ebenfalls für die Märkte im Elsass.
Weihnachten unterscheidet sich in Frankreich in puncto Brauchtum nur wenig von der deutschen Weihnacht. Père Noël, so heißt der Weihnachtsmann bei unseren westlichen Nachbarn, bringt den Kindern die Geschenke in der Nacht vom 24. auf den 25. Dez. Je nach Region stellen dazu die Kinder ihr Schuhe neben den Kamin oder eben unter den Weihnachtsbaum. Und für viele gläubige Christen steht ebenso selbstverständlich ein Gottesdienst zu Ehren der Geburt Jesus auf dem Programm.
„Weihnachten ist in Frankreich ein Familienfest. Man trifft sich abends am 24. Dez. und genießt den 25. Dez. gemeinsam. Der 26. ist dagegen in den meisten Regionen Frankreichs schon wieder ein Arbeitstag“, erklärt Philippe Masson, Geschäftsführer von „Wir sind Frankreich“, in Karlsruhe.
Neben der familiären Besinnlichkeit steht wie bei uns der Genuss im Vordergrund, wobei sich die dortigen Küche und das was aus den Kochtöpfen heraus auf den Tisch kommt, doch ein wenig unterscheiden kann. Philippe Masson: „Natürlich steht an den besinnlichen Tagen auch die Speisen im Vordergrund. Austern und Schnecken, Pute und Champagner kommen dann auf den Tisch. Und, das darf ebenfalls nicht fehlen, Bûche de Noël, ein Biskuitgebäck, das mit Schokoladenbuttercreme gefüllt ist. Sehr zu empfehlen!“
Im Vorfeld der privaten Familienfeiern läutet die Adventszeit und damit verbunden viele Weihnachtsmärkte die besinnliche Zeit ein. Für Reisegruppen aus Deutschland ist dabei vor allem das Elsass als Reiseziel für Zwei- bis Dreitagestouren attraktiv, wie der Frankreichspezialist Philippe Masson betont. Sélestat, Haguenau, Obernai, Colmar, Mulhouse, Kayersberg und besonders Strasbourg zählen dabei zu dortigen touristischen Adventshochburgen. Die buntgeschmückten und mit vielen Lichtern verzierten Märkte ziehen in regulären Zeiten Tausende von kleinen und großen Besuchern an. Im gesamten Elsass hat ebenfalls das Aufstellen von Weihnachtsbäumen auf den öffentlichen Plätzen Tradition. Einen der ältesten Hinweise auf das Aufstellen von Christbäumen ist in der Humanistenbibliothek von Sélestat (Schlettstadt) zu sehen. Der damalige Stadtbuchhalter trug 1521 ins Kassenbuch ein, dass der Förster vier Schillinge für das Bewachen der Tannenbäume ab dem St. Thomastag (21.12.) bekommen hatte.
Diese Tradition hat also in dieser Weihnachtsstadt schon mindestens 500 Jahre lang Bestand. Daher gibt es hier auch eine echte Christbaumparade. Elfen, Musiker und Feuerschlucker begleiten den dortigen Umzug der Tannen mit ihrer Kunst.
Colmar wiederum besitzt gleich sechs Weihnachtsmärkte, die lokales Kunsthandwerk neben süßen Speisen und warmen Getränken anbieten. Vor allem der Markt vor dem alten Zollhaus bietet Kunst und Handwerksarbeiten. Das „Koifhus“ ist übrigens das älteste öffentliche Gebäude der Stadt. Ebenso empfehlenswert ist ein abendlicher, romantischer Bummel durch das illuminierte Viertel „Petite Venise“ mit seinen mittelalterlichen Fachwerkhäusern entlang dem Fluss Lauch. Kulinarisch empfohlen wird von lokalen Touristikern ein Besuch des Place de la Cathédrale. Vor der Kulisse der Kirche St. Martin bieten Chefköche an ihren Ständen weihnachtliche Menüs feil – von der Auster bis zu elsässischen Spezialitäten. Hier würde jeder Gourmet glücklich, sagen jene, die es wissen müssen.
Gut 300 Buden stehen in Strasbourg auf dem Place Broglie, dem Vorplatz des Münsters und an zwölf weiteren Standorten im Stadtzentrum. Der „Christkindelsmärik“ ist der älteste Weihnachtsmarkt Frankreichs. Zudem zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Er existiert nachweißlich seit 1570 und findet immer zwischen Ende November und dem 31.12. statt. Vom Münster aus lässt es sich bequem durch die weihnachtlich geschmückte Altstadt mit ihren vielen Boutiquen flanieren. Auf dem Place Kléber steht immer der größte Weihnachtsbaum der Stadt; eine Tanne die durchaus mal 35 m hoch sein kann. Wer Laune und Zeit hat, kann seinen Strasbourg-Besuch mit einer Bootsfahrt auf der „Ill“ krönen und bequem abends am elsässischen Weihnachtsmärchen vorbeischippern.
Die rund 50 Holzbuden im Herzen der Stadt Haguenau füllen den Place de la République, den Place d’Armes und den Place Joseph Thierry mit weihnachtlichem Leben. Herzhaftes und süße Köstlichkeiten locken ebenfalls hier zum Verkosten, wie z. B. eine heiße Dampfnudel, eine Spezialität des Nordelsass. Haguenau ist zudem ein Zentrum der Krippenkunst. Daher widmet die Stadt diesem Thema Jahr nach Jahr verschiedene Ausstellungen. Eine gute Gelegenheit, um noch genauer die weihnachtlichen Traditionen bei unseren Nachbarn auf der anderen Rheinseite zu erkunden.
Text: Dirk Sanne
Bildquelle: pixabay/Jill Wellington