Laut der Tourismusanalyse 2022 packte im vergangenen Jahr fast jeder Zweite wenigstens einmal seine Koffer (49 %). Damit ist der Wert zwar immer noch der zweitniedrigste seit der Wiedervereinigung, zeigt aber gleichzeitig auch, welch hohen Stellenwert Urlaub und Verreisen für die Bundesbürger (wieder) haben. Professor Dr. Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen: „Nach einem Jahr der Entbehrung und Einschränkung galt trotz anhaltender Reisewarnungen in der abgelaufenen Saison für etwa jeden Zweiten das Motto: Reiselust statt Reisefrust.“
Etwa die Hälfte aller Urlaubsreisen (50 %) fand 2021 in Deutschland statt und damit in etwa so viele wie in den 1970er Jahren. Im Vergleich zum Coronajahr 2020 war der Anteil dabei etwas geringer (2020: 56 %,), gegenüber dem Vor-Coronajahr jedoch deutlich höher (2019: 34 %).
Betrachtet man die Marktanteile der einzelnen Bundesländer, so konnten die bayrischen Feriendestinationen dem innerdeutschen Wettbewerb für sich entscheiden. Insgesamt verbrachte 2021 fast jeder zehnte Reisende seinen Urlaub in Bayern. Auf den weiteren Plätzen folgenden die Ferienziele an Nord- und Ostsee. Verglichen mit dem Vorjahr konnte Mecklenburg-Vorpommern seinen Marktanteil noch einmal ausbauen, während die anderen Regionen Einbußen verzeichnen mussten. Da jedoch der Anteil der Reisenden insgesamt um 32 % gestiegen ist und sich damit auch die Gesamtzahl der Urlauber erhöht hat, konnten sich sämtliche Urlaubsregionen über mehr Besucher freuen.
Neben den traditionellen Ferien-Bundesländern im Norden und Süden des Landes wurden 2021 auch zahlreiche andere Feriengebiete „vor der Haustür“ gerne besucht. So verbrachten beispielsweise mehr Bundesbürger ihren Haupturlaub in Nordrhein-Westfalen (2,7 %) als in Kroatien (2,3 %), Frankreich (2,1 %) oder Polen (1,1 %).
Wann die Pandemie und die damit einhergehenden Maßnahmen, Einschränkungen, und Verunsicherungen endgültig vorbei sind, kann derzeit noch keiner sagen. Aber nach mittlerweile zwei Jahren scheinen sich viele Bundesbürger an diese Situation gewöhnt zu haben und durch Maßnahmen der Reiseveranstalter ein wenig Sicherheit in unsicheren Zeiten zu verspüren.
Bereits jetzt ist sich mehr als jeder zweite Deutsche (57 %) sicher, dieses Jahr in den Urlaub zu fahren. Das entspricht 27 % mehr als noch vor zwölf Monaten. Etwa jeder Fünfte ist noch unentschlossen und will sich erst im Laufe des Jahres entscheiden, ob und wohin verreist wird. Und ebenso viele planen 2022 keinen Urlaub.
Es sind wieder mehr Auslandsreisen gefragt
Bei der Auswahl der Reiseziele präferiert ein knappes Drittel ein Reiseziel im Inland. Die Gründe hierfür sind mannigfaltig: Kurze Anreise, dazu noch ein hoher Standard, Gastfreundschaft sowie eine reizvolle Landschaft mit Wasser, Bergen und Wälder. Innerhalb Europas stehen traditionell vor allem Reiseziele rund um das Mittelmeer auf der Wunschliste. Allen voran Spanien und Italien, aber auch Griechenland, Frankreich oder die Türkei können sich auf zahlreiche Besucher aus Deutschland einstellen. Destination außerhalb Europas können 2022 mit leichten Zuwächsen rechnen, plant doch bereits jetzt in etwa jeder siebte Bundesbürger eine Fernreise.
Als Ausblick hält Reinhardt fest: „Die Bürger sind coronamüde und wollen nicht mehr rund um die Uhr mit der Pandemie konfrontiert werden. Sie sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer, wollen wieder unterwegs sein und dabei möglichst die Unsicherheit daheimlassen. Die Chancen hierfür stehen gut, und mit einer hohen Impfquote und weniger Infektionen werden auch Reisewarnungen und Einschränkungen zurückgehen. Einem Urlaub 2022 steht dann wenig entgegen.“
Bild: Südeuropäische Destinationen wie Venedig (Foto: Markusplatz) werden 2022 neben Zielen in Deutschland besonders gefragt sein
Bildquelle: Theisen