Bei einer Kundenbefragung des Verkehrsbetriebs Potsdam (VIP), welche Themen das Unternehmen in den nächsten Jahren umsetzen sollte, nannten rund 46 % der Befragten freies WLAN in den Fahrzeugen und fast 20 % gaben an, dass sie gerne die Möglichkeit hätten, digital eine durchgängige Reisekette buchen zu können. An der Umfrage hatten rund 900 Fahrgäste teilgenommen.
Diesen Trend zu einem Wunsch nach digitalen Angebote bestätigte auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), bei seiner Jahrestagung Mitte Juni in Potsdam. Man stelle schon seit längerem fest, dass die Kundenwünsche im Bereich digitaler Angebote stark zunehmen und treibe als Verband daher den Start der bundesweiten Mobilitätsplattform „Mobility inside“ voran. Dabei handelt es sich um eine Internet-Plattform, die „alle Teilfunktionen einer Kundenreise digital abbilden“ soll, erklärte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff in Potsdam. Über die Plattform soll sich der Fahrgast informieren können, er soll die Reise hier buchen und bezahlen können. Weitere Leistungen, die als Angebot denkbar seien, sind laut VDV auch Reisebegleitung, ein Nach-Reise-Service sowie ein Kundendialog – und das alles „bundesweit und von der Branche selbst getragen“, wie Wolff betonte. Über die Website der Kölner Verkehrsbetriebe könnte man dann beispielsweise Reisen nach Hamburg, Berlin oder München buchen. Als Organisationsform schwebt dem VDV-Hauptgeschäftsführer für die Plattform eine Art Genossenschaftsmodell vor.
In den vergangenen beiden Jahren habe man bereits eine Menge Vorarbeit zum Start der Plattform geleistet. Im April 2018 haben sich nun neun Initiatoren zusammengeschlossen, um operativen Schritte umzusetzen. Zu den Initiatoren gehören der Rhein-Main-Verkehrsverbund, die Deutsche Bahn sowie die Verkehrsunternehmen aus Bochum, Dortmund, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, München und Stuttgart.
Für 2019 kündigte Wolff erste Pilotprojekte an. Laut Wolff drängt die Zeit und er verwies hier auf den umkämpften globalen Markt digitaler Serviceleistungen. Wenn die überwiegend lokalen und regionalen Verkehrsunternehmen auf dem Markt des digitalen Vertriebs überhaupt eine Chance haben wollten, dann gehe das nur gemeinsam und über die Bündelung der Aktivitäten. „Jeder für sich ist im Vergleich den großen Anbietern wie Google und Co. einfach zu klein, um ein echter Konkurrent zu sein“, sagte Wolff.
Nach Angaben von Oliver Wolff sind es in Deutschland rund 1.000 Verkehrsunternehmen, die eine Linienverkehrsgenehmigung in Deutschland haben und für die eine solche Plattform interessant ist. Unter diesen Unternehmen sind nicht nur VDV-Mitgliedsbetriebe, weshalb sich der VDV auch bereits mit dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) über das Thema ausgetauscht habe, sagte Wolff.
Text: Thomas Burgert
Bild: VDV-Hautgeschäftsführer Oliver Wolff
Bildquelle: VDV
