Die Sail kommt nach Bremerhaven. Nicht erst 2025, wenn das große Windjammertreffen nach der diesjährigen Absage seine Neuauflage erhält, sondern bereits 2021 als Lütte Sail im August. Die Seestadt freut sich aber nicht nur auf Großsegler und Kulturgenuss vom Feinsten, sondern auch auf die Premiere des IMM21 an der Nordseeküste, des internationalen Meetings der Mehrrumpfboote (29. Juli bis 1. August 2021).
Keine Sail, also auch keine großen Segelschiffe in Aussicht. Von wegen, nach der wegen Corona leider abgeblasenen Sail 2020 in Bremerhaven, legt sich die Seestadt für 2021 kräftig in die Riemen und ist im kommenden Jahr nicht nur Schauplatz für die Lütte Sail, sondern auch für das „International Multihull Meeting 2021 (IMM21)“. Multi-was? Das englische „Multihull“ bezeichnet Mehrrumpfschiffe, also Typen wie Katamaran, Trimaran oder Auslegerboote. Und die gab es im Rahmen des IMM bisher nur alle zwei Jahre im Ostseeraum und zuletzt in Deutschland 2013 in Warnemünde zu erleben. Auf zu neuen Ufern – dachte sich der Multihull Deutschland e.V. und veranstaltet das internationale Meeting nun erstmals an der deutschen Nordseeküste. Vom 29. Juli bis 1. August werden rund hundert Exemplare dieser attraktiven Schiffsklassen aus sieben europäischen Ländern im Neuen Hafen von Bremerhaven festmachen.
„Die ganze Variationsbreite der faszinierenden Segler zum ersten Mal in Bremerhaven zu sehen, wird für die vielen Schiffspotter ein besonderes Ereignis sein“, freut sich Dr. Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH, auf die Premiere des maritimen Events in der Stadt. Die Schauwerte konzentrieren sich aber nicht nur auf die Boote vom Ufer aus, denn Open Ship, also die Möglichkeit des Besuchs an Bord, sowie ein nautischer Flohmarkt lassen die Besucher näher an die faszinierende Welt der Multihull-Szene heranrücken. Hinzu kommt am Freitag auch eine Regatta im Tidenrevier der Nordsee. Nach der Rückkehr durch die 300 m lange und 55 m breite Kaiserschleuse demonstrieren die Teilnehmer innige Verbundenheit.
Der Anblick einer schwimmenden Brücke aus Luxuskatamaranen, Auslegerkanus, sogenannten Open Bridge Kats, Serien- und Familienbooten sowie individuellen Selbstbauten wird den Zuschauern sicher lange in Erinnerung bleiben. Die Absage der Sail 2020 traf die Bremerhavener hart. Bei einer Veranstaltung, die nur alle fünf Jahre stattfindet und eine noch längere Vorbereitungszeit benötigt, sagt man nicht einfach „Dann eben nicht“. Eigentlich gibt es für ein Event dieser Größenordnung mit einem Millionenpublikum keinen Plan B, aber Corona und der Blick in die eigene Historie sorgen hier nicht für Wehmut, sondern setzen Hebel in Bewegung.
Bereits 2008 überbrückte man die Zeit zwischen den beiden großen Windjammertreffen 2005 und 2010 mit einer kleineren Ausgabe des maritimen Events, der Lütten Sail. Das Team der Erlebnis Bremerhaven GmbH glaubt fest und voller Vorfreude an die Neuauflage der Lütten Sail – 11. bis 15. August 2021 – und ist in der Organisation bereits weit vorangeschritten. Dazu gehören neben den Zusagen der Schiffe auch die musikalischen Highlights der Veranstaltung. Längst nicht selbstverständlich, aber umso schöner ist der Treuebeweis von drei namhaften Top-Acts aus Deutschland. Revolverheld (12. August), Ben Zucker (13. August) und Sarah Connor (14. August) waren bereits für 2020 gebucht und werden nun rund ein Jahr später live und Open-Air für musikalischen Hochgenuss an der Küste sorgen.
Ab Dezember sind zudem Törns buchbar, bei denen man Schiffe und Hafenanlagen hautnah erleben kann. Dafür kommen die Schoner „Artemis“, „Twister“, „Zuiderzee“, „Zephyr“, „Swaensborgh“ und „Hendrika Bartelds“ in Frage. Als Flaggschiff der Lütten Sail legt die „Alexander von Humboldt II“, der bekannte Dreimaster mit den grünen Segeln, in Bremerhaven an. Eine Reminiszenz an Ferdinand Magellan und dessen erste Weltumseglung von 1519 bis 1522 ist die „Nao Victoria“ aus Spanien. Das 1991 gebaute Schiff lässt das 1519 vom Stapel gelaufene Original wiederauferstehen und wird ebenfalls zur Lütten Sail in der Seestadt erwartet.
Erst elf Jahre alt, aber mit der wuchtigen Erscheinung und dem dunklen Holz wie ein Piratenschiff direkt aus alten Hollywoodfilmen entliehen, ist die „El Galéon“ zum zweiten Mal in Bremerhaven zu Gast. Bereits 2018 sorgte die Replik eines Handelsschiffes unter spanischer Krone des 16. bis 18. Jahrhunderts für Furore an der Nordseeküste. Dem steht die „Earl of Pembroke“ in nichts nach. Sie ist ein Nachbau der „Endeavour“, mit der der englische Entdecker James Cook 1770 Australien ansteuerte. Das Schiff diente zudem als Kulisse für eine Alice im Wunderland-Verfilmung. Wer also auf den Spuren von Tom Hanks oder Halle Berry wandeln will, hat dazu bei Open Ship und dem erstmaligen Auftritt des Dreimasters in Bremerhaven Gelegenheit. Und vielleicht gibt es ja auch noch mehr Gelegenheiten für „Schiffpotter“ zur Lütten Sail, denn mit weiteren Schiffszusagen wird in den kommenden Wochen gerechnet. Zusammengefasst, viele Signale auch an die Reise- und Veranstaltungsbranche, dass Planungen und Buchungsmöglichkeiten für maritime Erlebnisse 2021 in Bremerhaven bereits in vollem Gange sind.
Text: Ralf Theisen
Bild: Die „El Galeon“
Bildquelle: Helmut Gross (modifiziert)