Das Thema Elektromobilität bildete den Auftakt des neuen WBO-Veranstaltungsformats „Bus2Go“, das Anfang Dezember in Heilbronn Premiere hatte. „Der erste Aufschlag dieser Veranstaltungsreihe ist gut gelungen“, sagte Klaus Sedelmeier, Vorsitzender des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) zur ersten Auflage der Veranstaltung „Bus2Go“ am 3. Dezember in Heilbronn. Und das Interesse bei diesem neuen Veranstaltungsformat, bei dem der WBO das Thema Elektromobilität aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtete, war groß. Rund 180 Zuhörer waren im neuen Hörsaal der Hochschule Heilbronn versammelt.
Der Titel der gemeinsam mit der Hochschule Heilbronn ausgerichteten Veranstaltung lautete „Mit Elektro-Bussen die Welt retten – Geht das so einfach?“. WBO-Geschäftsführer Witgar Weber betonte, man mache hier keine „E-Mobilität-alles-paletti-Veranstaltung“, aber auch keine „Pro-Diesel-Veranstaltung“. Stattdessen gelang es den Rednern im Laufe des Tages unvoreingenommen das Thema Dekarbonisierung des Verkehrs mit all seinen Facetten zu beleuchten und so der komplexen Problematik gerecht zu werden.
Die Keynote mit dem Titel „Klimaschutz um Busverkehr – Wie sieht die Zukunft aus?“ sprach Uwe Lahl, Amtschef des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg und er mahnte sogleich auch: „Wir dürfen das Thema Klimaschutz nicht auf die leichte Schulter nehmen und müssen auch beim Busverkehr handeln.“ Eindringlich erinnerte Uwe Lahl an die Clean Vehicle Directive (CVD) der Europäischen Union, die Quoten für „saubere“ Busse, also emissionsarme und emissionsfreie Fahrzeuge, vorschreibt. Lahl wies aber auch darauf hin, dass die Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht noch aussteht. Es liege noch kein Referentenentwurf der Bundesregierung vor und die Zeit dränge, denn 2021 muss die CVD in nationales Recht umgesetzt sein. Bei einer solchen Umsetzung gebe es für die nationalen Regierungen immer Spielräume, aber dies auszugestalten koste Zeit, weshalb Lahl mehrmals bekräftigte, es sei „höchste Eisenbahn“ bei der Umsetzung der CVD in nationales Recht.
Der Austausch der Antriebstechnologie allein aber nicht allein die Lösung sein. Der ÖPNV müsse insgesamt attraktiver werden. Es hake unter anderem auf der letzten Meile und es brauche Nahverkehrsangebote in der Fläche, die flexibel, aber verlässlich sind.
Auf die Rede von Uwe Lahl folgten Vorträge, die sich unter anderem mit den Themen Antriebe der Zukunft alternative Kraftstoffe, Mobilitätskonzepte und dem Thema Energieversorgung sowie Fördermöglichkeiten für E-Busse beschäftigten, dazu rundeten Praxisberichte aus den Unternehmen das Programm ab.
Bei den so genannten „Dialogen“ berichteten Vertreter von Unternehmen über ihre Erfahrungen bei der Einführung von E-Bussen in ihrem Betrieb, beispielsweise Michael Dalhof, Geschäftsführer des zur Transdev-Gruppe gehörenden Unternehmens Stadtbus Schwäbisch Hall. Seit dem Sommer sind drei Elektrobusse vom Typ Solaris Urbino electric 12 – mit Anrieben von Voith, in Schwäbisch Hall im Einsatz. Nach drei Monaten könne man sagen, dass die Busse ohne Zwischenladung eine Reichweite von maximal 200 km hätten, berichtete Dalhof. Seit Oktober liege die Verfügbarkeit der E-Busse bei circa 90 %, man könne also von einem „stabilen Betrieb reden“. Anfangs habe man mit Ladeabbrüchen zu kämpfen gehabt, doch seien diese Probleme behoben. Der Verbrauch der Busse liege bei 0,9 KWh/km, dies noch ohne Vorkonditionierung, so dass Dalhof hier noch Luft nach oben sieht.
Aus der Perspektive der Wissenschaft beleuchtete Professor Hermann Koch-Gröber das Thema „Busantriebe der Zukunft – mit Diesel!“. Der Professor von der Hochschule Heilbronn ging darin auf das Thema Umweltbelastung durch die Dieselbusse ein, verglich Diesel- und E-Busse und unterzog neben diesen beiden Antriebsarten auch noch weitere Antriebstechnologien einer kritischen Prüfung.
Sein Fazit lautete: Das Abwarten ist vorbei, die Branche müsse sich »bei alternativen Antrieben bewegen«, gleichzeitig bezeichnete er die „Erwartung einer zukünftigen Generallösung“ als unrealistisch. Nach seiner Ansicht ist die im Zuge der ausgerufenen Verkehrswende nötige Ausweitung der Busverkehr noch lange mit Dieselbussen wirtschaftlich. Speziell mit Blick auf den Weltmarkt, seien mittelfristige und Langstreckenverkehre ohne flüssige Kraftstoffe „nicht denkbar“, aber trotzdem sei die „Elektrifizierung unaufhaltsam und auch richtig“.
Der WBO will die Veranstaltungsreihe Bus2Go fortsetzen und künftig einmal im Jahr ein Innovationsthema der Branche auf dem Campus Heilbronn beleuchten, dies in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn. Es gehe darum Innovationen vorzustellen und auch zu zeigen: „Der Mittelstand wappnet sich für die Mobilität der Zukunft“, sagte Klaus Sedelmeier.
Bild: Veranstalter und Referenten (v.l.n.r.): WBO-Geschäftsführer Witgar Weber, Ulrich Kleine (Elektrizitätswerk Mittelbaden), Professor Hermann Hoch-Gröber (Hochschule Heilbronn), Klaus Sedelmeier (WBO-Vorsitzender) und Professor Jens Hujer von der Hochschule Heilbronn.
Text und Bildquelle: Thomas Burgert