Smart Edge-Design, eine komplett neue Entwicklung und eine Kundenerprobung vor dem Start: MAN will mit der der neuen Generation des Lion's City richtig brüllen.
Lange musste man warten, mit Blick auf gestrichene Baureihen gab es sogar Befürchtungen, MAN würde unter dem Dach der Volkswagen AG die durchaus schon als alt zu bezeichnende Stadtbus-Baureihe auch noch einstellen müssen. Schließlich wurde deren Lasten- und Pflichtenheft vor zwei Jahrzehnten geschrieben. Jahrelang war nur behutsam kleinste Modernisierungen passiert, der Klassiker aus München wartete auf Ablösung. Jetzt ist es soweit, MAN hat mit der Vorstellung der neuen Reisebusgeneration im Sommer diesen Jahres erste computergenerierte Bilder davon gezeigt, wie man sich den neuen Stadtlöwen vorstellt.
Für das Busjahr 2018 hat MAN also noch einen Pfeil im Köcher. Und was für einen: Optisch mit Smart Edge-Design der neuen Linie des Reisebus-Designs folgend und technisch weit von dem entfernt, was der betagte Klassiker bot: Auf der Höhe der Zeit, so verspricht es MAN. Die Münchner haben nicht nur fahrwerkstechnisch aufgerüstet, auch wenn die Vorderachse als Einzelradaufhängung ein Meilenstein für die Baureihe bedeuten dürfte. Und weil sich die neue Generation des Lion’s City schließlich wieder mehr als ein Jahrzehnt erfolgreich verkaufen muss, gibt es nicht nur Verbrennungsmotoren, sondern auch einen Elektrobus wurde schon angekündigt. Einen Hybridbus wird es nicht mehr geben, den ersetzt der batterielektrische Lion’s City. Neben dem klassischen Dieselmotor setzt MAN auf Gas als Alternative.
Erste Ausblicke auf die neue Generation gibt es schon vor der offiziellen Premiere: Gleich drei Solowagen der neuen Generation sind schon in der Fahrerprobung bei ausgewählten Verkehrsbetrieben im Einsatz. Und wer in München, Nürnberg oder Regensburg unterwegs ist, der sieht mit etwas Glück die neuen Kleider des Münchner Kindles: In der Seitenwand fallen stark heruntergezogenen Scheiben auf. Aber Obacht, es ist nicht alles Glas, was hier reflektiert. Die Scheiben reichen nicht bis an deren optischer Unterkante. Schwarz dominiert beim Design nicht nur die Front und das Heck, sondern auch die Seitengrafik.
Wer als Verkehrsbetrieb eine Farbe als Corporate Identiy einsetzt, der kann mit dem neuen Lion’s City ein mitunter farbenfrohes Zeichen setzen. Die Seitenwand ist segmentiert, weitgehend flach und verzichtet auf eine Fallung, sodass sie für den Fall der Fälle als reparaturfreundlich zu bezeichnen ist. Neu ist auch die Anordnung des Motors, wie ein genauerer Blick auf das Heck und die Karosserie zeigt: Motoren beim neuen Stadtlöwen werden zukünftig stehend verbaut. Und hier soll es ja einen neuen Sechszylinder mit neun Liter Hubraum geben. D15 soll er heißen und mit seiner Leistungspalette alle PS-Wünsche der Kunden abdecken, wahrlich ein echter Universalmotor.
Front und Heck sprechen unverkennbar die neue MAN Bus-Designsprache: Neben den markanten Scheinwerfern und Heckleuchten in LED-Technik - der hauseigene Baukasten und der Lion’s Coach lassen grüßen – fällt neben der Front mit der typisch schwarzen Bugblende mit Chromspange auch das Heck auf: Klar und sachlich, so wie man es vom Apple-Design und beispielsweise auch vom Heck des VW Up kennt.
Neues gibt es auch im Innenraum, und das nicht nur für die Fahrgäste. So sitzt der Fahrer jetzt deutlich erhöht. Dessen Kabine ist abgetrennt, aber als eigener und gut durchdachter Funktionsbereich ausgeführt, wie ein erster Blick auf die Armaturen und die gut eingepasste Kasse zeigt. Der neue Instrumententräger ist jetzt modular aufgebaut und kann für verschiedene Einsatzfelder konfiguriert werden. Ein weiterer Monitor rechts daneben steht für die Anzeige der restlichen Betriebssysteme zur Verfügung.
Für die Fahrgäste gibt es Ein- und Ausstiegstüren, von denen die hauseigenen Entwickler schwärmen: Die neuen Schwenkschiebetüren - jetzt aus MAN-Fertigung – lassen sich rasch öffnen und schließen. Auch nicht zu übersehen sei der indirekt beleuchtete Innenraum, der durch ein optionales Ambientelicht weiter aufgewertet werden könne., wie es seitens des MAN-Verkaufs heißt. Ein ganzheitliches Colour & Trim-Konzept soll es den Verkehrsbetrieben noch einfacher machen, mit einem optisch aufgeräumten und Dank der durchgehenden LED-Beleuchtung freundlich-hellen Innenraum vorzufahren. Zum verbauten Leuchtmittel merkt MAN an, dass dieses eine lange Lebensdauer von bis zu 10.000 Betriebsstunden sowie eine hohe Ausfallsicherheit und Energieeffizienz habe.
Der neue Stadtlöwe hat das altbackene Image des Vorgängers abgelegt, wie es scheint. Das lange Warten hat sich gelohnt, im März 2018 hört man dann aus Bayern ein lautes Brüllen: MAN verspricht für die Busdays nicht nur die Enthüllung des neuen Solowagens. Löwen sind bekanntlich Rudeltiere, da wird dann mit Sicherheit noch ein echter Brüller präsentiert...
Text: Rüdiger Schreiber
Bildquelle: Stefan Baldauf