Die evm Verkehrs GmbH, Koblenz, ließ jetzt einen Solaris New Urbino 12 Electric im innerstädtischen Praxistest fahren. Die beiden in dem 12-m-Wagen eingebauten Elektromotoren mit jeweils 110 kW Leistung sind dabei so leistungsfähig, dass das Solaris-Fahrzeug mit jedem Dieselbus mithalten kann – auch wenn der Bus voll besetzt ist.
Um genau das – die Vollauslastung – unter realistischen Bedingungen testen zu können, hatte die evm den Fahrgastraum gleichmäßig mit Sandsäcken beladen lassen. Und noch einen Härtetest hatte der E-Bus zu bewältigen: Hansjörg Kunz, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft, schickte ihn ganz bewusst auf den Weg der Linie 12. Diese verfügt im Koblenzer Stadtgebiet über das anspruchvollste Höhenprofil: Über die Straße „Am Löwentor“ musste sich der Elektrobus hoch auf die Karthause (174 m ü. NN) kämpfen. Wobei er diesen Test bestand, was Stefan Wecker, Leiter der Verkehrstechnik, sichtlich beeindruckte: „Diese Steigung ist für den Solaris überhaupt kein Problem, wie sich gezeigt hat.“
Ein entscheidender Faktor bei der Frage, ob ein E-Bus auch in der Praxis linientauglich ist, ist die Reichweite: Wie lange kann er unterwegs sein, ohne zwischendurch geladen zu werden? Auch das interessierte die Koblenzer Experten.
Der getestete Solaris verfügt über Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien mit einer Speicherkapazität von 200 kWh. „Die Linie 12 kann der getestete Bus nach den vorläufigen Ergebnissen auf einer Schicht nicht komplett mit einer Akkuladung durchfahren“, urteilte Hansjörg Kunz. Das hängt vor allem mit dem Höhenprofil zusammen, das mit anderen Linien im Stadtgebiet nicht vergleichbar ist.
Daher ist die evm aktuell auch dabei, alle Linien exakt auf diese Parameter hin zu analysieren: Welchen Höhenprofil liegt vor? Wie oft muss der Bus bremsen und wieder anfahren? Wie viele Haltestellen sind zu bedienen? Sind im Streckenverlauf Flächen vorhanden, die sich für die Installation von Ladeinfrastruktur eignen? Wie ist die Auslastung, zu welchen Zeiten?
Unterstützung bei dieser Arbeit bekommt die evm durch Julia Zimmermann, Studentin des Fachbereichs Bauwesen an der Hochschule Koblenz. Sie erstellt derzeit eine Bachelorarbeit, die die Elektrifizierung des Koblenzer Linienbusnetzes zum Inhalt hat.
Sie wird dabei auch untersuchen, welcher E-Bus-Typ sich für welche Linie eignet. Neben der Lösung mit einem großen, leistungsstarten Akku, der über Nacht geladen wird, gibt es auch kleinere Lösungen mit Batterien, die an einer Haltestelle für 6 min. geladen werden könnten, damit der Bus seine Fahrt fortsetzen kann. Dies setzt entsprechende Schnelllademöglichkeiten voraus.
Die Erkenntnisse, die diese Arbeit liefert, werden in das Konzept einfließen, das die evm erarbeitet.
Bis der erste E-Bus im Koblenzer Linienverkehr fahren kann, wird daher noch einige Zeit ins Land gehen. „Dazu muss man auch wissen, dass die Lieferzeiten aktuell bei mindestens einem Jahr liegen. Und zudem müssen wir solche Aufträge europaweit ausschreiben, was ebenfalls seine Zeit beansprucht“, berichtet Marcelo Peerenboom, Pressesprecher der evm-Gruppe.
Text: evm/BUSMAGAZIN
Bildquelle: evm