In Frankfurt am Main hat das Verkehrsunternehmen In-der-City-Bus (ICB) in diesem Jahr auf seinen Linienbussen mit rollenden Stellenanzeigen um Busfahrer geworben. Auf großen Busheck-Plakaten sind ICB-Mitarbeiter hinter dem Steuer zu sehen, die sich dafür hinter dem Lenkrad und vor dem Bus haben ablichten lassen. Grund der Aktion: das Unternehmen sucht händeringend Busfahrer. Busfahrermangel auch im Norden Deutschlands, wo die DB Regio Bus Nord ebenfalls in diesem Sommer im Rahmen einer Aktion „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ eine Sonderprämie ausgelobt hatte. Zusätzlich zur bisherigen Prämie für die Vermittlung eines Busfahrers auf eine unbefristete Stelle von 1.500 Euro, welche es bereits nach einem Monat Beschäftigung des neuen Mitarbeiters gab, erhielt der werbende Mitarbeiter nun zusätzlich eine „Bleibe-Prämie“ von 3.500 Euro. Von einem Handgeld war in diesem Zusammenhang die Rede, Kritiker sprachen sogar von einer „Kopfprämie“ zur Mitarbeitergewinnung. Der Omnibusverband Nord (OVN) bat die DB Regio Bus Nord daraufhin die Aktion zu überdenken und einzustellen.
Auch Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) weist darauf hin, dass der Arbeitsmarkt für Fahrer im ÖPNV „leergefegt“ sei. Die Arbeitgeber würden seit Jahren händeringend um jeden Mitarbeiter werben, „finden aber nicht mehr ausreichend Personal“, sagte Ringat. Zudem wachse der ÖPNV in ganz Deutschland: Immer mehr Menschen nutzen Busse und Bahnen, was gleichzeitig bedeute, dass mehr Mitarbeiter gebraucht werden. Bis zu 30.000 Neueinstellungen planen die deutschen Nahverkehrsunternehmen laut der Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bis zum Jahr 2020. Der Beruf Busfahrer müsse daher als Mangelberuf anerkannt und somit in Ausbildung, Umschulung, Qualifizierung und Quereinstieg auch von staatlicher Seite umfassend gefördert werden, schlägt Knut Ringat vor.
In dieselbe Kerbe schlägt auch der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo). Eine Umfrage des bdo in den Monaten März bis Mai 2018 kam zu dem Ergebnis, dass bei knapp 78 % der Busunternehmen ein Fahrermangel besteht. Bei durchschnittlich 2,2 fehlenden Fahrern pro Mitgliedsunternehmen würden derzeit hochgerechnet insgesamt 4.415 Fahrer fehlen. Zudem ergebe die erhobene Altersstruktur, dass in den nächsten zehn bis 15 Jahren fast 55 % der Fahrer ausscheiden würden, was einen zusätzlichen Bedarf von 30.626 Fahrern bedeute.
Auch der bdo fordert daher, dass der Beruf des Busfahrers durch die Bundesagentur für Arbeit als Mangelberuf anerkannt wird. Zu einer solchen Anerkennung müssten folgende Engpasskriterien erfüllt sein: durchschnittliche abgeschlossene Vakanzzeit mindestens 40 Prozent über dem Durchschnitt aller Berufe, auf 100 gemeldete Stellen kommen weniger als 300 Arbeitslose.
Das Thema Fahrermangel hat längst auch die Politik erreicht. Nachdem die Verkehrsbetriebe in Saarbrücken wegen fehlender Busfahrer ihren Busfahrplan für einen befristeten Zeitraum ausdünnen mussten, hat das saarländische Wirtschaftsministerium eine so genannte „Taskforce“ gegründet, um Lösungen für das Problem Fahrermangel im Busbereich zu suchen. Auf Einladung von Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) kamen Vertreter von mehr als einem Dutzend Verkehrsunternehmen Ministerium, um konkrete Maßnahmen zur Gewinnung von Busfahrern entwickeln. Der Arbeitsmarkt gebe „keine Busfahrer mehr her“, sagte Rehlinger zum Auftakt des Treffens. Es mache auch keinen Sinn, wenn sich die „Unternehmen gegenseitig Busfahrer abwerben, weil der Mangel auf diese Weise nur verschoben“ werde. Ziel müsse es sein, neue Zielgruppen anzusprechen, wobei man im Ministerium unter anderem an ältere Arbeitnehmer und Flüchtlinge denkt, die man aus- und weiterbilden und damit für den Beruf des Busfahrers qualifizieren könne. Auch die Ausbildung in den Busunternehmen soll stärker gefördert werden. So könne beispielsweise bei Ausschreibungen eine feste Ausbildungsquote von den Betrieben gefordert werden.
Text: Thomas Burgert
Fotoquelle: In-der-City-Bus (IBC)