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Bustreff.de - BUSNEWS

Kleinbusse: Die E-Minis kommen

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Lange standen sie abseits: Kleinfahrzeuge mit Elektroantrieb. Der Fokus im ÖPNV lag auf dem Umstieg von den großen Diesel- auf E-Busse. Doch so langsam geraten die Minibusse mit E-Motor auch in den Blick.

Die Niederrheinische Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft (NIAG) in Moers testete kürzlich zwei E-Busse im Linienbetrieb. Die Busse wurden dabei auf allen Strecken eingesetzt, um so ihre Leistungsfähigkeit und Reichweite mit realen Bedingungen unter Beweis stellen zu können. Die Probanden waren ein 12 m großer VDL Citea SLF-120 Electric mit Platz für 85 Fahrgäste und ein Mini, ein VDL MidCity Electric, der gerade einmal 19 Passagiere fasst.

Und er ist eigentlich das ungewöhnlichere Fahrzeug von den beiden E-Bussen. Denn dass Verkehrsunternehmen bei ihren Überlegungen zur E-Mobilität auch Kleinfahrzeuge mit einbeziehen, ist noch eher die Ausnahme. Und, zugegeben, es gibt noch nicht sehr viel E-Kombis und E-Kleinbusse, die  zur Auswahl stehen – zumindest wenige von der Stange: VW Crafter bzw. der identische MAN TGE und der Sprinter wären z. B. zu nennen.

In diesem Fall ist es ein E-Sprinter, den VDL zum Stadtbus MidCity Electric umbaut. Er verfügt über einen 90 kW (123 PS) starken Motor und über ein Batteriepaket von 87 kWh. Der 5,5-Tonner, der auch seine Klimaanlage (8 kW) rein elektrisch betreibt, kommt damit laut VDL 140 km weit. Seine Ladezeit (0 auf 80 %) gibt der Hersteller bei Wechselstrom mit max. 22 kW mit etwa 4 Stunden und bei Gleichstrom mit max. 40 kW mit knapp 2 Stunden an. Der MidCity Electric ist im vorderen Fahrgastbereich niederflurig ausgelegt (5 Klappsitze oder Rollstuhlplatz + 1 Sitz). Im Heck sitzen die Passagiere auf einem Podest.

Die OV Steinborn GmbH aus Erbach traute sich kürzlich an einen Umbau eines eTGE heran und das anfangs mit einer ordentlichen Portion Skepsis im Bauch. Der Elektro-Kombi von MAN verfügt über 100 kW (136 PS) und 290 Nm Drehmoment. Eine Lithium-Ionen-HV-Batterie (35,8 kWh) sorgt während der Fahrt für Energie.

Der Klein- und Midibus-Spezialist ließ ihn in der Türkei zu einem Neunsitzer (8+1) mit Rollstuhlrampe im Heck aufbauen. „Laut Werksangabe beträgt die Reichweite 150 km. Unser Praxistest mit Klimaanlage und Co. im Betrieb, ließ diese auf 100 km schrumpfen. Damit gewinnt man auf der Langstrecke keinen Krieg“, erläutert Geschäftsführerin Britta Steinborn das größte Manko des E-Fahrzeuges.

Aber für die Langstrecke ist der eTGE nicht gedacht, auch nicht der Umbau von OV Steinborn, sondern der Bus ist als Bürgerbus oder Schulbus konzipiert. Für die morgendliche und mittägliche Schulbustour vor Ort (60 km hin und zurück) sei das Fahrzeug optimal. Die Reichweite reicht für eine Fahrt aus, danach wird geladen und anschließend die Rückfahrt durchgeführt.

In der Summe kommt man in Erbach – trotz der (noch) vorhandenen Nachteile der Elektrotechnik – zu einem positiven Urteil: „Wenn die Vorteile der E-Technologie erkannt und richtig eingesetzt werden, hat man viel Freude mit einem solchen Fahrzeug und wird es in den passenden Bereichen einem Verbrenner vorziehen – zudem tut man dabei noch etwas Gutes für sein Gewissen und das Unternehmensimage“.

Die K-Bus GmbH aus Hornstein in Österreich galt bereits, als das Unternehmen noch Kutsenits hieß, als der Busbauer im Kleinbussegment, dem keine Herausforderung zu groß war, um einem schnöden Transporter aus seinem Kleid zu helfen und ihn anschließen in einen Maßanzug eines Kleinbusses zu stecken. Egal ob der Bus danach auf die Linie sollte oder als Reisewagen seinen Dienst versah.

Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass K-Bus nicht vor dem Thema Elektrobus zurückschreckte, sondern einen eigenen auf die Beine stellte. Die Österreicher griffen dabei als Basisfahrzeug auf den Nissan e-NV 200 zurück. Der Transporter verfügt über 40-kWh-Batterie und 80 kW (109 PS).

K-Bus nutzt vom Nissan dabei nur die Frontpartie und das Antriebssystem. Ab hinter den Vordersitzen ist alles „Made of K-Bus“. Die Österreicher verwandelten ihn dabei in einen Stadtbus (E-Solar City) und in einen Elektro-Bürgerbus.

Den E-Solar City gibt es in drei Ausbaustufen. Allen gemein ist, dass der Fahrgastraum komplett niederflurig ist. City I + II + III unterscheiden sich in der Größe und damit im Fahrgastvolumen. City I darf 20 Personen mitnehmen, die beiden größeren Brüder 26 (M2) bzw. 32 (M3) Personen. Das zul. GG reicht von 4,5 bis 5,5 t. Die Fahrzeuglängen gehen von 5,80 bis 7,40 m. Sie verfügen über Solar-Panels, die auf dem Dach und am Heck montiert sind. Diese dienen den Fahrzeugen als Range-Extender. K-Bus gibt für diese E-Busse eine Reichweite von 110-150 km an. Die Ladezeit wird bei einer (CHAdeMO)Schnellladung mit einer Stunde angegeben. Das reicht dann für weitere 130 km.

Unter den E-Solar City haben die Österreicher einen 3,5-Tonner mit E-Motor angesiedelt, der noch mit dem Pkw-Führerschein (M1) gefahren werden darf. Er bietet Platz für acht Mitfahrer und kann auch einen Rollstuhl aufnehmen. Technisch basiert er auch auf dem e-NV 200 und verfügt ebenfalls über Solar-Panels. Auch er ist ein Niederflurwagen. So einen Neunsitzer hat sich z. B. im Frühjahr der Bürgerbusverein Emsdetten/Saerbeck für 150000 Euro (darunter 105000 Euro Landesförderung) angeschafft. Damit fährt der Verein vor- und nachmittags jeweils 60 km. Ganz ohne Diesel kommt dieser E-Bus übrigens nicht aus. Ein 10-l-Tank ist für die Standheizung mit an Bord.

Kontakt:

Busvertrieb Dirk Feuser GmbH, Aegidiusstr. 2, 65375 Oestrich-Winkel, Tel.: 06723/8049677, www.busvertrieb-feuser.de

K-Bus GmbH, Industriegasse 1/1, AT-7053 Hornstein, Tel.: 0043/2689/221612, www.k-bus.at

OV Steinborn GmbH, Großes Wert 5/1, 89155 Erbach, Tel. 07305/921770, www.midibusse.de

VDL Bus & Coach Deutschland GmbH, Oberer Westring 1, 33142 Büren, Tel. 02951/6080, www.vdlbuscoach.com

Text: Dirk Sanne

Bild: Der durchgehend niederflurige Mini E-Solar City von K-Bus ist in Günzburg im Einsatz

Bildquelle: K-Bus




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