Der Satz „die Polkappen sind so hoch wie nie, die Eisbären-Population war nie stärker. Wo zum Teufel ist die Erderwärmung?“ war nur eines der wilden Zitate von US-Präsident Donald Trump zum Klimawandel, den er vor einigen Jahren unter anderem auch als „Scherz“ bezeichnete. Doch selbst bei Trump scheint nun die Erkenntnis eingesetzt zu haben, dass es eine Erderwärmung tatsächlich gibt, so sagte er immerhin im Spätherbst 2018 gegenüber einem Fernsehsender, angesprochen auf die Frage, ob er den Klimawandel immer noch für einen Scherz hält: „Ich denke nicht, dass es ein Scherz ist.“
Inzwischen findet man also kaum mehr Menschen, die den Klimawandel leugnen. Die Erde erwärmt sich, weshalb sich das Klima ändert – was Auswirkungen auf Deutschland und seine Tourismusdestinationen haben wird. Wie eigentlich immer bei einem Wandel, schafft dieser dabei auch Gewinner und Verlierer und zwingt Destinationen, touristische Leistungsträger und selbstverständlich auch die Reiseveranstalter zu Anpassungen an ein sich änderndes Klima.
Was diese Änderungen betrifft so sagen Klimaforscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, für Deutschland einen Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur in Norddeutschland bis zum Jahr 2095 um 2,5 bis 3,5 Grad voraus. Die Niederschlagsmenge in Deutschland werde bis 2095 nicht zunehmen, sich künftig aber anders verteilen. Während für das Frühjahr und den Winter mit stärkeren Niederschlägen gerechnet wird, sollen sie im Herbst konstant bleiben und im Sommer zurückgehen.
Da der Wunsch nach Wärme und Sonne laut Reiseanalyse einer der wichtigsten Gründe für eine Urlaubsreise ist, klingt das auf den ersten Blick ja nicht einmal schlecht. Temperaturerhöhung bedeutet die Verlängerung der Reisesaison, höhere Wasser- und Badetemperatur und weniger Niederschlag im Sommer mehr Sonne.
Der heiße Sommer 2018 hat allerdings schon gezeigt, dass das auch seine Schattenseiten hat. Denn vor allem die Temperaturerhöhung bedeutet auch mehr Hitze und damit verbundene Kreislaufprobleme, man denke nur an Stadtführungen bei über 30 Grad oder aber sportliche Aktivitäten unter sengender Sonne. Dazu kommt eine steigende Gefahr von Infektionskrankheiten und im Wasser ein stärkeres Algenwachstum führt zu einer Verschmutzung von Badestränden und kann ebenfalls eine Gesundheitsgefahr darstellen. Im Winter kann es in den Mittelgebirgen zu Schneemangel führen, während es in den Alpen deutlich stärkeren Niederschlag geben kann als bisher – wie auch der Januar 2019 gezeigt hat. Noch gar nicht in Betracht gezogen sind dabei die Veränderungen von Flora und Fauna, die langfristig manche Landschaft in Deutschland völlig verändern können.
Auf politischer Ebene hat man in Deutschland durchaus auf diese Entwicklung reagiert. So hat das Bundesumweltministerium (BMU) das Programm „Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ aufgelegt, mit dem innovative Projektideen zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels gefördert werden. Ein zentrales Ziel ist es, die systematische Berücksichtigung der Klimawandelfolgen in den Planungs- und Entscheidungsprozessen öffentlicher und gesellschaftlicher Akteure auch auf kommunaler und lokaler Ebene anzuregen und zu unterstützen.
Gefördert wurde im Bereich Tourismus unter anderem das Projekt „CopingCamps – Anpassungskonzepte für Campingplätze“. Dieses betrachtet die Beeinträchtigung von Campingplätzen durch Klimawandelfolgen und soll konkrete Maßnahmen entwickeln, um diesen zu begegnen. Im Event-Bereich wurde im Rahmen der Förderung das Vorhaben „Klimaanpassung von Großveranstaltungen" am Beispiel des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentags Dortmund 2019“ von der Evangelischen Kirche initiiert. Auf dem Kirchentag in Stuttgart 2015 hatten sich die Organisatoren mit Starkregenereignissen, Sturmböen bei aufkommenden Hitzegewittern sowie Temperaturen über 30 Grad auseinandersetzen müssen. Man erwarte, dass entsprechende Ereignisse durch den Klimawandel künftig gehäuft auftreten werden, „die damit verbundenen Gefahren“ seien daher „drängende Themen, für die Lösungen gefunden werden müssen“, erklärte das BMU.
Im Zuge der Diskussion um Auswirkungen des Klimawandels, ist immer wieder der Wintertourismus, sowohl im Alpenraum, wie auch in den deutschen Mittelgebirgen ein Thema, unter anderem Mitte Januar 2019 im Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages. Hier gab eine Expertenrunde für die Mittelgebirgsdestinationen mehr oder weniger Entwarnung, denn auch unter Bedingungen des Klimawandels könnten Deutschlands Mittelgebirgsregionen ihre Attraktivität für Winterurlauber bewahren. Allerdings müssten die insgesamt 35 betroffenen Regionen, ihre Leistungen diversifizieren und Alternativen zum Wintersport im engeren Sinne zu entwickeln.
Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Mittelgebirge, Michael Braun, wies in der Runde darauf hin, dass nur 25 % der Urlauber in den Monaten November bis März am Wintersport im eigentlichen Sinne, etwa auf der Skipiste, vorrangig interessiert seien. Der überwiegenden Mehrheit gehe es um das „Wintererlebnis“ in der Natur. Zwar werde es verschneite Landschaften in Zukunft wahrscheinlich weniger oft zu sehen geben, allerdings meinte Braun auch: „Wenn der Winter kürzer wird, wird die Vor- und Nachsaison länger.“
Hans-Jürgen Goller, Geschäftsführer der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen, verwies auf Befragungen, denen zufolge mehr als die Hälfte der Wintergäste es „nicht entscheidend“ finde, ob Schnee liege oder nicht. Um den nicht in erster Linie sportlich motivierten Urlaubern das erwünschte Wintererlebnis zu bescheren, könne zudem auch „geringer Schneefall“ ausreichend sein, zeigte sich Goller zuversichtlich. Die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes, Carola Schmidt, verwies in diesem Zusammenhang auch auf gute Erfahrungen mit künstlicher Beschneiung. Auf 15 Pisten ihrer Region habe auf diese Weise die Zahl der in einem Fünfjahreszeitraum verzeichneten Schneetage von 412 auf 450 gesteigert werden können. Als größere Probleme als zurückgehende Schneefälle für den Harz bezeichnete sie extreme Wetterlagen mit Überschwemmungen sowie großflächige Windbrüchen.
Der Blick über die Grenze zeigt, dass sich die Tourismuswirtschaft auch dort mit den Folgen eines Klimawandels beschäftigt und Anpassungsmaßnahmen diskutiert. So hat beispielsweise die Tiroler Landeregierung ein Projekt zur Verbesserung der Anpassung der Tiroler Gemeinden an den Klimawandel genehmigt und in diesem Zug ein Maßnahmenpaket für zehn Pilotgemeinden bzw. Regionen beschlossen. Mit Verwies auf den Sommer 2018 sagte Klimalandesrätin Ingrid Felipe: „Überdurchschnittliche Hitze, Trockenheit und erhöhte Feuergefahr in ganz Europa. Der Klimawandel ist ein globales Problem, das wir aber nur mit vielen regionalen Initiativen in den Griff bekommen werden. Es ist daher wichtig, präventive Maßnahmen zu setzen und Bewusstseinsbildung zu diesem Thema zu betreiben, um auf diese Entwicklungen auch rechtzeitig vorbereitet zu sein.“
In einer „Bezirkstour“ wurden in Brixlegg, Lienz, Imst und Innsbruck bereits Informationsabende zum Thema „Klimawandelanpassung“ abgehalten. Dabei wurden Anpassungsbeispiele aus der jeweiligen Region vorgestellt sowie in kleineren Arbeitsgruppen die unterschiedlichen, vom Klimawandel betroffenen Bereiche erarbeitet.
Anpassungsmöglichkeiten an den Klimawandel werden auch für die deutsche Ostseeküste diskutiert, für die ein „Fact-Sheet“ entwickelt wurde. Darin werden als besonders sinnvoll sogenannte „no-regret-Maßnahmen“ vorgeschlagen, worunter man Maßnahmen versteht, die auch Eintreten einer erwarteten Klimaveränderung von Nutzen sind. Dazu zählen die Macher unter anderem auch die Förderung einer Region zu einer nachhaltigen Tourismusdestination. Jede Maßnahme sollte zudem mit Informationsmaterial für Gäste und Anwohner kombiniert werden. Daneben werden auch ganz praktische Maßnahmen diskutiert und Probleme durchdiskutiert, wie etwa die Wasserknappheit durch anhaltende Trockenheit im Sommer und hier werden Vorschläge wie Regenwassersammlung und Wiederaufbereitung sowie Wassersparmaßnahmen in Hotels gemacht. Letzteres könne man durch eine entsprechende Zertifizierung der Hotelanlagen auch für Gäste und Reiseveranstalter sichtbar machen.
Das Thema nachhaltige Tourismusdestinationen hat denn auch im vergangenen Jahr die ITB in Berlin aufgegriffen. Hier stellten sich 15 nachhaltige Reiseziele vor, die am Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen des Deutschen Tourismusverbands mit dem Bundesumweltministerium teilnahmen. Nachhaltigkeit bedeutet hier nicht nur Umwelt- und Naturschutz, sondern ebenso die wirtschaftliche Zukunftssicherung sowie die Förderung von Kultur und Identität.
Die Beispiele zeigen, dass sich Destinationen Anpassungsmöglichkeiten überlegen, um auf den Klimawandel reagieren zu können. Daran wird auch die Bustouristik – voraussichtlich in Zusammenarbeit mit ihren Partnern in den Destinationen – nicht vorbeikommen. Man wird Programme ändern müssen und auch die Erwartungen der Kunden entsprechend umgehen müssen. Zum Beispiel wird man eine Winterreise nicht mit einem Schneeversprechen bewerben können, wenn eine Schneesicherheit nicht mehr gegeben ist. Dass dies der Attraktivität einer Region keinen Abbruch tun muss, zeigt das Beispiel der deutschen Mittelgebirge. Speziell das Thema Nachhaltigkeit ist dann auch eine große Chance für die Bustouristik. Denn zum einen gibt es kaum eine nachhaltigere An- und Abreise als mit dem umweltfreundlichen Bus und wie bei kaum einer andere Reiseart lässt sich bei einer Busreise die Natur und die Kultur vor Ort anschaulich dem Gast nahe bringen.
Text: Thomas Burgert
Bildquelle: pixabay/skeeze