Vom Vomag-Werk zum Bus Modification Center: Der Omnibusbau im Vogtland hat eine lange Geschichte. Heute werden hier unter der Regie von MAN Spezialbusse gefertigt oder entsprechend ausgerüstet.
Schon 1919, also kurz nach dem ersten Weltkrieg, wurden im vogtländischen Plauen erste Omnibusse von der Vogtländischen Maschinenfabrik AG (Vomag) im neu errichteten Werk 2 am Leuchtsmühlenweg gebaut. Hervorgegangen war das Unternehmen aus der Spinnrad und Webmaschinen-Industrie, der auch die berühmte „Plauener Spitze“ zu verdanken ist. Ironischerweise sollte unter voller MAN/Neoplan-Regie ein letztes Gebäude dieser Textiltradition in unmittelbarer Nähe zum Werk zur zweiten Montagehalle ausgebaut werden, bevor die Busproduktion ganz in die Türkei verlagert wurde.
Später wurde das Werk, nicht zuletzt wegen seiner kriegswichtigen Panzerproduktion (noch heute ist die bombardierte Panzerbrücke über die „Weiße Elster“ zu sehen) im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört.
Auch Gottlob Auwärter baute nach dem zweiten Weltkrieg seine Busse auf Vomag-Fahrgestellen auf, eine häufig vergessene Tatsache, die beide Marken schon früh miteinander verbindet. Besonders bekannt wurde die Marke schon 1925 mit dem „Riesen-Reisebeförderungsmittel“, eine Art früher Reisebus mit besonders großer Kapazität. 1919 baute Vomag die ersten Buschassis am Standort Plauen, kurz nach dem Entstehen der Lkw-Produktion, die natürlich größer und bedeutender war. „Schon seit den Anfängen des Omnibusbaus hier im Vogtland waren die Plauener besonders aufgeschlossen und kreativ, wenn es um fortschrittliche Konzepte ging – und das hat sich bis heute nicht geändert“, so Standortleiter André Körner, der schon Finanzchef der Neoplan Omnibus GmbH Plauen war, als die Produktion noch unter Volldampf stand.
Im historischen Buswerk in Plauen, dessen älteste Produktionshalle vor einigen Jahren leider abgerissen wurde, wurden nach dem Krieg IFA- und ungarische Ikarus-Busse repariert und instandgesetzt, ehe 2001 mit der Übernahme der Neoplan Omnibus GmbH durch MAN die Neugestaltung des Werks eingeleitet wurde, das schließlich das letzte deutsche Neoplan-Werk sein sollte. Nach der Verlagerung der letzten deutschen MAN-Busproduktionsstätte nach Ankara wurde 2015 dann das Bus Modification Center (BMC) eröffnet, in dem heute rund 150 Arbeiter beschäftigt sind, um Mannschafts- und andere Spezialbusse sowie perspektivisch auch Minibusse zu bauen.
Zur Feier des 100jährigen Jubiläums veranstaltete MAN einen Tag der offenen Tür mit vielen IFA- und Ikarus- und Neoplan-Oldtimern (ein Vomag-Bus-Nachbau entsteht derzeit erst beim Vomag-Traditionsverein) sowie mit dem Original DFB-Mannschaftsbus der hier aufwändig komplettiert wurde. U. a. mit vielen Bauteilen der hauseigenen, hochmodernen Schreinerei, in „der fast Nichts nicht gebaut werden kann“, wie André Körner betont. Der 2010 erstmals präsentierte Neoplan Skyliner wurde nach der Schließung des Werks in Pilsting 2009, wo er zusammen mit der Viseon Bus GmbH entwickelt worden war, kurzzeitig in Plauen gefertigt, um dann aber nach Ankara verlagert zu werden. So hat das traditionsreiche Werk nicht nur eine der längsten Busbau-Historien vorzuweisen, sondern wohl auch die kürzeste Produktionsdauer eines Busmodells.
Olaf Forster
Bild: Tag der offenen Tür in Plauen
Bildquelle: MAN