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Pandemie: Gesundheitsvorsorge Schutz für Fahrer und Fahrgast

Datum: Quelle: BUSMAGAZIN

Mit der Corona-Pandemie kam sehr schnell in der Branche die Diskussion auf, wie man seine Fahrgäste bestmöglich vor einer Ansteckung im Omnibus schützt: Masken tragen, mindestens 1,50 m Abstand, Desinfektionsspray an den Türen, vermehrtes Reinigen von Kontaktflächen, Einbahnsystem beim Ein- und Ausstieg…

Die Folgen der Pandemie waren und sind trotzdem für die Omnibusbranche gravierend bis verheerend. Der internationale Reisebusverkehr brach zusammen, erholte sich im Sommer in Ansätzen sowie nur kurz und ist zurzeit mit der Zunahme der internationalen Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes wieder komplett am Boden. Fast nur noch national fährt der Reisebus. Beim ÖPNV brachen die Fahrgastzahlen um 60-70 % ein. Vielfach liegen sie jetzt noch bei -30 %.

Die Stadtwerke und andere Betreiber kommunaler Verkehre sind gezwungen, Wege zu finden, ihren Kunden die Fahrt im Bus wieder „schmackhaft“ zu machen. Sowohl im Reisebus als auch im Stadt- und Überlandwagen mussten und müssen daher weitere Sicherheitsvorkehrungen eingeführt werden, die eine Gefahr der Ansteckung mit Corona sowohl unter den Fahrgästen als auch unter dem eigenen Personal reduzieren helfen.

Die ersten Schutzmaßnahmen waren, neben einer verstärkten Reinigung und Desinfektion des Fahrzeuginnenraums, die Verkapselung der Fahrerkabine im ÖPNV. Die früh eingeführte Sperrung der Tür 1 und die Trennung des Fahrers von den Fahrgästen durch Flatterband und improvisierter Folienwand konnten daher nur ein Provisorium sein. Mal abgesehen davon, dass die Fahrkartenkontrolle und der -verkauf durch den Fahrer nicht mehr möglich waren. Mit dem Ergebnis, dass etliche Fahrgäste dieses ausnutzten und einfach schwarzfuhren.

Mittlerweile setzen sich verglaste Fahrerkabinen durch, die entweder durch die Fahrzeugindustrie ab Werk verbaut werden oder Zulieferer nach rüsten. Sie gewähren dem Fahrer einen wesentlich besseren Schutz vor den Corona-Viren erkrankter Mitfahrender und erlauben zugleich wieder den Fahrscheinverkauf an Bord sowie die Kontrolle durch den Fahrer. „Verglaste Kabine“ ist dabei eigentlich nicht der richtige Begriff. Denn zum Einsatz kommt entweder Sicherheitsglas oder aber ein Klarsichtkunststoff. Beides hat seine Vor- und Nachteile und bei beiden muss man unter Umständen mit Spiegelungseffekten im Material rechnen, die dem Chauffeur das Fahren erschweren.

Das Wuppertaler Unternehmen Carl Wilhelm Cleff GmbH bietet z. B. seit etwa Juni eine TÜV-geprüfte Glastrennwand für die Fahrerkabine an. Die Trennwand baut auf dem schwenkbaren Kassenbereich neben dem Fahrerplatz der Stadtbusse auf. Das DPS-System (Driver Protection System) ermöglicht mit Ausschnitten im Glas die Herausgabe des Fahrscheins, bzw. die Entgegennahme der Zahlung. Diese Lochung wird je nach Bustyp und Kassensystem individuell abgestimmt und zugeschnitten. Zum Einsatz kommen entweder Einscheiben- oder Verbund-Sicherheitsglas.

Auf Wunsch gibt es das Glas auch entspiegelt, um eben Reflexionen, bei abendlicher oder nächtlicher Fahrt oder ungünstigem Sonnenstand, möglichst zu vermeiden. Bei einer einseitigen Entspiegelung liegt die Reduktion laut Cleff bei 4 % Reflektion und bei einer doppelseitigen bei weniger als 1 %. Ein weiterer Vorteil: Die Nutzung des Rückspiegels für den Blick in den Fahrgastraum am Fahrerarbeitsplatz wird nicht mehr durch eine störende Folie behindert.

Auch simplyParts aus Kernen bei Stuttgart setzt Einscheiben-Sicherheitsglas mit maximaler Entspiegelung ein. Diese Einbauten sind von TÜV und Dekra abgenommen und haben das europäische ECE-R-43-Zertifikat (Sicherheitsglaszulassung für Kraftfahrzeuge). Demnach ist die TÜV-Abnahme nach § 19(2) StVZO (Erteilung und Wirksamkeit der Betriebserlaubnis) sowie gemäß des zwischen TÜV und Dekra inhaltlich abgestimmten Prüfhinweises vom Mai 2020 erfolgt. Hier sind die technischen Anforderungen an Trenneinrichtungen in Taxen, Mietwagen und Bussen festgehalten. Die Schutzscheiben, ebenfalls mit Ausschnitten für den Ticketverkauf versehen, lassen sich in etwa 30-60 Minuten montieren. Eingebunden sind die Scheiben in einem stabilen Edelstahlrahmen. Sie sind – wie bei den anderen Anbietern – für eine Vielzahl der gängigen Fahrzeugtypen, die im ÖPNV Verwendung finden, verfügbar. Ebenfalls auch für Kleinbusse auf Basis des MB Sprinter.

Bei der Entwicklung dieser Scheibe, so simplyParts, habe man, neben einem hochwertigen Design besonders auf ein bequemes Öffnen der Fahrertür geachtet. Die Montagezeit bei diesem Kleinfahrzeug gibt das Unternehmen mit 20 Minuten an. Das Glas für die Trennwände orderte dieser Anbieter übrigens bei dem Glasunternehmen AGC Interpane mit Sitz in Lauenförde bei Höxter.

Die Folisquare Werbetechnik GmbH aus Flensburg hat als Vermarkter mit ihrem Partner Hansen GmbH in Haselund (Nordfriesland) ebenfalls eine Schutzwand im Programm, die unter D-Shield verkauft wird. Der nachrüstbare Bausatz wird auf die Kassentür platziert und ist laut Unternehmensangaben schon 2 000 Mal verbaut worden. D-Shield soll u. a. bei Autokraft Schleswig-Holstein, Regionalverkehr Münsterland und bei den Stadtwerken Rüsselsheim im Einsatz sein. Hansen kommt eigentlich aus der Kunststoffveredelung und stellt LED-Flächenlichter her.

Daher ist es zu erklären, warum dieser Anbieter nicht auf Glas setzt, sondern die Scheibe aus einem speziell beschichteten Polycarbonat erstellt – die einzige echte Alternative zum Glas. Durch die Beschichtung erlangt das Material die nötigen Eigenschaften beim Brand-, Bruch-, und Kratzverhalten. Auch dieser thermoplastische Kunststoff entspricht den Anforderungen der ECE R43 und hat eine allgemeine Bauartgenehmigung gemäß der StVZO. Das beschichtete Material verfügt über eine 300-fache höhere Schlagfestig - keit gegenüber Glas, ist ähnlich kratzfest und hat fast die gleiche Transparenz.

Hansen hat sowohl eine festverbaute Schutzlösung (eintragungspflichtig) im Angebot als auch eine Variante mit Schnellfixierungssystem, empfiehlt jedoch ausdrücklich die dauerhafte Installation.

Heymann (Nastätten) setzt ebenfalls auf Polycarbonat. Neben mittlerweile Standardscheiben für 32 Linien- und Überlandbusse ist nunmehr auch eine eintragungsfähige, also fest montierte Fahrerschutzscheibe für den Sprinter zu haben. Allerdings muss dieser Kleinbus ein Niederflurwagen sein und der Einstieg hinter dem Fahrer liegen. Das sei, so Heymann, in der Regel bei Sprintern der MB Minibus GmbH gegeben.

Bei den Klimaanlagen tut sich zudem einiges. Busklimaanlagen, das war den Fachleuten klar, sind per se keine Virenschleudern, sondern tauschen „verbrauchte“ Luft gegen Frischluft aus (außer im Umluftbetrieb). In zwei bis vier Minuten (je nach Außentemperatur) ist das komplette Luftvolumen eines Reisebusses aus gewechselt. Beim Linienbus kommt es vor allem durch das ständige Öffnen der Türen an jedem Haltepunkt zum Luftaustausch.

Klimaanlagen besitzen zwar auch Filter, aber: „In der Regel werden in der Busbranche Filter der Kategorie G3 verbaut, die Partikel mit einer Größe von mindestens 0,5 μm herausfiltern. Viren sind meist kleiner als Bakterien. Jedoch benötigen sie immer einen Träger wie z. B. Pollen oder Staubkörner. Diese Träger sind etwa 5 μm groß und bleiben damit in den Filtern der Klimaanlage haften. Somit tragen Klimaanlagen tatsächlich zu einer Verbesserung der Luftqualität bei. Jedoch sind Aerosole, die vom Menschen ausgeatmet werden nur ca. 0,1 μm groß, diese werden bisher nicht gefiltert“, wie uns der Klimaanlagenhersteller Konvekta auf Anfrage mitteilte.

Doch auch hier hat die Industrie nachgezogen. Der Fahrzeugbauer Daimler rüstet die Klimaanlagen seiner Busse als erster mit neuen Filtern aus, die Viren, – auch Corona-Viren – zu 93-99 % herausfiltern und abtöten bzw. fachlich korrekter formuliert – inaktivieren können.

Diese Filter der Firma Freudenberg Filtration Technologies (Weinheim) können für die gängigen Daimler-Busse nachgerüstet werden. Neufahrzeuge bekommen ab Werk diesen Schutz. Die anderen Hersteller (werden) folgen. „An Virenschutzfiltern kommt keiner vorbei“, bestätigte uns Heinz Kiess, Head of Product Marketing Bus bei MAN Truck & Bus. Und auch die Klimaanlagenhersteller wie Konvekta sind längst dabei, ihre Systeme entsprechend für diese Filter zu adaptieren.

Die Franz Kiel GmbH aus Nördlingen geht in Corona-Zeiten bis dato ungewöhnliche, neue Wege. Bekannt als Hersteller von Sitzen, verfügt das Unternehmen seit Sommer mit Airdal über ein neues Produkt, für das es die weltweiten Vertriebsrechte im Bereich Bus und Bahn besitzt. Airdal schützt Oberflächen in Bussen wirksam vor Corona-Viren und inaktiviert bis 99,9 % der Krankheitserreger. Das Material wirkt rein physikalisch, greift die Oberflächen nicht an und ist „gesundheitlich vollkommen unbedenklich“ (Kiel). Es wird aufgesprüht oder durch Nass wischen aufgetragen und muss etwa sechs Stunden einwirken.

Danach hat sich eine unsichtbare, langlebige Schicht aus ultradünnem, amorphem Glas gebildet. Dieses Glas besteht aus kleinen Spitzen. Positiv geladene Stickstoffmoleküle ziehen die negativ geladene Zellwand der Viren und Bakterien an. Der Kontakt mit den Spitzen führt zur Zerstörung der Zellwand und damit zum Zerfall des Keimes.

Auf glatten Oberflächen hält die Beschichtung zwölf Monate, auf Stoff o. ä. seien es „mindestens“ vier bis sechs Monate. Es bleibt auch bei den normalerweise üblichen Reinigungszyklen bei Fahrzeugen erhalten. Die Airdal Retail GmbH (Ahrensburg) gibt für Glas und Keramik über 40.000 Reinigungszyklen mit Wasser, für Edelmetalle über 20.000 Zyklen und für Kunststoffe über 5.000 Zyklen an. Angenehmer Nebeneffekt bei Airdal: Der Stoff versiegelt Oberflächen, sie lassen sich dadurch leichter reinigen und schützt sie so vor Abrieb.

Trotz aller Schutzmaßnahmen, COVID-19 bleibt weiterhin Bestandteil unserer Welt, gefährdet unsere Gesundheit und erschwert unser Alltagsleben. Ein Mund-Naseschutz und Abstandhalten bleiben die wichtigsten Defensivmaßnahmen gegenüber einer Ansteckung – im Bus und außerhalb!

 

Text: Dirk Sanne

Bildquelle: Kiel




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