Lebendiger Tiger, FIFA-Schiedsrichter Merk, FAZ-Herausgeber Schirrmacher – der Internationale Bustouristik Verband RDA fuhr auf seiner 56. Mitgliederversammlung in Dresden viele Highlights auf.
„Grenzen sprengen – bereit zur Veränderung“ lautete das Motto der RDA-Tagung vom 19. bis 22. April. Der Verband legte dabei seinen Mitgliedern ans Herz, sich den Herausforderungen des Marktes zu stellen und miteinander Lösungen für die Zukunft zu finden.
Richard Eberhardt sparte nicht mit Selbstkritik: „Wir sind umgeben von Um- und Aufbruch und nicht immer die treibenden Kräfte“, so der RDA-Präsident, „zu oft wird nur reagiert, anstatt gestaltend an den Veränderungen mitzuwirken“.
Ziele des RDA
Auch der RDA selbst wird aktiver und hat sich neue Ziele gesetzt. Dazu zählen unter anderem:
- den Mitglieder noch mehr Nutzen zu bringen
- neue Mitglieder, vor allem auch im Ausland zu gewinnen
- sich offen und transparent zu präsentieren
- internationaler zu werden und
- das Thema Bus in der Öffentlichkeit mit den Aspekten „Sicherheit“ und „Umweltverträglichkeit“ zu verknüpfen
Maßnahmen
Um diese Ziele umzusetzen hat der RDA verschiedene Maßnahmen eingeleitet:
- Beihefter in den Fachmagazinen BUS-FAHRT und Busmagazin informieren von nun an anstatt der Broschüre „RDA aktuell“ jeden Monat Mitglieder und potentielle neue Mitglieder.
- Die Imagekampagne „Klima schonen – Bus reisen“ soll die Position des Reisebusses in der Gesellschaft stärken.
- Um bei Entscheidungen auf europäischer Ebene schneller agieren zu können, wurde Anfang des Jahres in Brüssel ein Büro eröffnet.
„Die Novellierung der Lenk- und Ruhezeiten-Verordnung hat gezeigt, dass wir unsere Angelegenheit nicht anderen überlassen dürfen“, so RDA-Präsident Richard Eberhardt, „die Unkenntnis, wie die Uhren in Brüssel ticken, muss aufhören“.
„Es gibt derzeit zwölf politische Brandherde“, zählte RDA-Hauptgeschäftsführer Dieter Gauf auf.
Die Mehrheit davon spielt sich in Brüssel ab: Von der Harmonisierung der Busnormen über die Anhebung der Mindeststeuersätze für die Mineralölsteuer bis zu den Änderungen der Fahrgast- und Verbraucherrechte, gibt es jede Menge Vorhaben, die die Busbranche unmittelbar betreffen.
Das Brüssler Büro des RDA soll dabei helfen, rechtzeitig im Sinne der deutschen Bustouristik Einfluss nehmen und gemeinsam mit anderen Verbänden konstruktiv mitarbeiten zu können.
Doch auch jeder einzelne Busunternehmer kann dazu beitragen und beispielsweise den Kontakt zu seinem zuständigen Europa-Abgeordneten aufnehmen.
Marktstudie Zukunft
Der RDA-Arbeitskreis „Zukunft“ untersuchte in einer Marktstudie, wie zukunftsfähig die Busbranche ist.
In Expertengesprächen, mit Kundenbefragungen und mithilfe von Gruppendiskussionen von Buskunden und Gegnern von Busreisen, ermittelte man verschiedene Erfolgsfaktoren:
- Das Busunternehmen muss zu einer Marke werden.
- Kunden müssen an das Unternehmen gebunden werden.
- Neue Trends müssen frühzeitig aufgenommen und innovative Produkte angeboten werden.
RDA-Mitglieder können beim Verband die Erkenntnisse und Ergebnisse der Studie in einem ausführlichen Bericht erhalten.
Erlebnisse inszenieren
Bei der Planung und Organisation der Reise sind es „einzigartige Erlebnisse“, die nur in der Gruppe erfahren werden können, die eine Gruppenreise von einer Pauschal- oder Individualtour abheben. Sie sind Garanten für eine erfolgreiche Reise. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse der Marktstudie.
Die Teilnehmer an der RDA-Tagung konnten das hautnah nachvollziehen – bei einem abendlichen exklusiven Besuch der Schätze des Grünen Gewölbes, bei einer erlebnisreichen kulinarischen Führung durch Meißen, während eines Konzertes in der Frauenkirche und als der Magier André Sarrasani einen Tiger hervorzauberte und ihn – nur von einer Leine gehalten – auf dem Podium auf und ab führte.
Entscheidungen wagen
Der FIFA- und Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Markus Merk vermittelte den Teilnehmern der RDA-Mitgliederversammlung wie man „Sich(er) entscheidet“. „Die schlechteste Entscheidung ist, sich nicht zu entscheiden“, so Merk. In einem sehr unterhaltsamen Vortrag zog er Parallelen zwischen seinen Schiedssprüchen auf dem Spielfeld und den Entscheidungen, die jeder Unternehmer tagtäglich treffen muss.
„Wenn ich erst dann entscheide, dass der Ball im Aus ist, wenn es bereits die Zuschauer reklamieren, ist das nicht mehr glaubwürdig“, betont Merk, „man muss schnell entscheiden, ohne übereilt zu handeln, um überzeugend zu entscheiden“.
Eine sichere Entscheidung ist für ihn daher eine Kombination aus Rationalität und Intuition.
Gesellschaft im Wandel
Mit der demografischen Entwicklung und ihrer Auswirkung auf die Busreisebranche beschäftigte sich der FAZ-Herausgeber Dr. phil. Frank Schirrmacher in seinem Vortrag „Rüstige Methusalems“.
In wenigen Jahren wird das durchschnittliche Alter in Deutschland 50 Jahre betragen, es wird immer weniger junge und immer mehr ältere Menschen geben.
Doch obwohl es eine unumstößliche Tatsache ist, dass die Gesellschaft immer älter wird und die Leute dennoch mobil bleiben wollen, sei man noch nirgendwo wirklich darauf eingestellt – weder bei der Bahn, bei Fluggesellschaften oder in der Busbranche. „Es wird beispielsweise viele 50-Jährige geben, die mit ihren 70-jährigen Eltern auf Reisen gehen wollen“, so Schirrmacher, „hier entwickelt sich ein gigantischer Markt, dem man mit den entsprechenden Produkten und der passenden Infrastruktur entgegen kommen muss“.
Hintergrundinfo
Der Internationale Bustouristik Verband RDA zählt 2.552 Hauptmitglieder (Stand 31.12.2006). Dazu zählen Busreiseveranstalter, Paketreiseanbieter, Hotels und Hotelketten, die Busindustrie, Tourismus-Organisationen und weitere touristische Leistungsträger.
Zum Vorstand gehören:
Präsident Richard Eberhardt
Schatzmeister Ansgar Zoller
Konrad Behringer
Heinrich Marti
Eva-Maria Wagenhäuser-Müller
Thomas Schumann
Hannes Staggl
Die RDA-Geschäftsstelle leitet Dieter Gauf.
Die nächste Jahreshauptversammlung des Verbandes wird im April 2008 im Herzogtum Luxemburg stattfinden.