„rosalie und wagner. licht – mythos – material“ so nennt sich die Sonderausstellung im Richard Wagner Museum in Bayreuth (noch bis 3. Okt. 2021). Mit ihr ehrt man die Bühnenbildnerin und Lichtkünstlerin rosalie mit einer spannenden Retrospektive auf ihr Schaffen.
Auch das Richard Wagner Museum sowie das dazugehörige Café haben ihre Türen für Besucher wieder geöffnet. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses allerdings nur für Individualbesucher. Jedoch hofft man in Bayreuth, dass Bayern bald auch den Museumsbesuch für Gruppen erlaubt. Für Gruppenreisen bitte den aktuellen Stand unter kasse@wagnermuseum.de oder Tel.: 09 21/7 57 28 16 abfragen.
Dass sich ein Besuch zurzeit sehr lohnt, zeigt nämlich besonders die aktuelle Sonderausstellung „rosalie und wagner. licht – mythos – material“. Sie geht noch bis zum 3. Okt. 2021. Die Bühnenbildnerin, Malerin und Lichtkünstlerin rosalie, verstarb mit nur 64 Lebensjahren überraschend im Juni 2017 und setzte den damals laufenden Planungen für ein gemeinsames Ausstellungsprojekt im Richard Wagner Museum ein abruptes Ende.
Gudrun Müller, wie rosalie eigentlich hieß, studierte in Stuttgart bei Jürgen Rose Bühnenbild und war durch ihre Arbeiten am Bayreuther Ring des Nibelungen 1994 einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Mit ihren Licht- und Bilderwelten 1994 bis 1998 schrieb sie damals Festspielgeschichte, wie ihr die Kritik attestierte. „Zwischen den ideologiekritischen Inszenierungen der 1970er und 1980er Jahre und den Produktionen der Postmoderne nimmt der Ring von Alfred Kirchner (Regie) und rosalie eine Sonderstellung ein: ein offenes, raumzeitliches Kaleidoskop aus disparaten Kunstgebilden, in denen die Produkte des Alltags neu kodiert wurden, um den Mythos in Wagners Werk in eine zeitgemäße Sprache zu übersetzen“, betont das Richard Wagner Museum.
Seit 1995 hatte die freischaffende rosalie in Offenbach an der Hochschule für Gestaltung den Lehrstuhl für Bühnen- und Kostümbild inne und konzentrierte sich bei ihrem eigenen künstlerischen Schaffen ab 2006 auf kinetische Lichtskulpturen. Die posthume Würdigung im Richard Wagner Museum erfolgt in Kooperation mit dem atelier rosalie und seinem Leiter Thomas Jürgens. Die Ausstellung macht ihre Kunst und ihre Bühnendekorationen, wie z. B. die Eimer der Regenbogenbrücke und die Schirme des Waldwebens wieder „lebendig“.
Licht war das zentrale Ausdrucksmittel von rosalie und das hat auch heute nicht an seiner Strahl- und Anziehungskraft verloren. Daher wundert es wenig, wenn die Museumsräume im Rahmen der Ausstellung zu „immersiven Licht-, Bild- und Tonwelten“ wurden.
Höhepunkt der Ausstellung ist das Modell zu rosalies letztem Werk „Mahler 8“. Es überträgt die sogenannte Symphonie der Tausend, Gustavs Mahlers achte Sinfonie in Es-Dur, in eine filigrane Lichtsprache, wie es in Bayreuth heißt. Die Künstlerin schuf es für die Elbphilharmonie in Hamburg. Zu den weiteren ausgestellten Objekten zählen Lichtinstallationen, Bühnenbildmodelle, Kostüme und Requisiten. Notizen und Regiebücher aus ihrer Schaffenszeit ergänzen die Ausstellung. Einige Filme und Fotos von den Aufführungen aus jenen Jahren runden das Bild ab. Die Sonderausstellung findet in allen drei Gebäuden des Richard Wagner Museums statt. Erd- und Untergeschoss präsentieren vor allem ihre stehenden Inszenierungen. Ihre Objekte in Haus Wahnfried und im Siegfried Wagner[1]Haus treten dagegen in den Dialog mit denen aus der Dauerausstellung. Das Museumskino zeigt wiederum Dokumentationen zu den Arbeiten der Künstlerin sowie die Götterdämmerung dem einzigen aufgezeichneten Teil ihres Bayreuther Ring – von 1997.
Text: Dirk Sanne
Bild: Licht war entscheidender Bestandteil der Arbeiten der Künstlerin. (Begehbare Landschaften der Melancholie – kinetischinteraktive Licht-Klang-Skulptur im Richard Wagner Museum)
Bildquelle: Wolf-Dieter Gericke