Der Diesel steht in der Dauerkritik. Fast verzweifelt suchen daher die Experten nach alternativen Antriebsenergien, die schon heute praxistauglich sind. Shell GTL Fuel könnte eine davon sein.
Paraffinische Kraftstoffe, dazu zählt Shell GTL Fuel, basieren auf Erdgas (Gas-to-Liquids) bzw. alternativ auf vergaster Kohle (CTL) oder Biomasse (BTL). Bei dem Shell-Produkt wird Erdgas erst in Synthesegas verwandelt und dann über u. a. die sogeannte Fischer-Tropsch-Synthese zu flüssigem Kraftstoff veredelt. Die Qualität, der diese Energie genügen muss, wird in der Norm EN15940 definiert.
GTL Fuel ist ein farbloser Treibstoff mit keinem bis sehr geringerem Schwefel- und Aromatenanteil. Daher ist er im Gegensatz zum klassischen Diesel fast geruchslos. Und: Der Schadstoffausstoß ist beim Verbrennen im Motor wesentlich geringer als beim Normdiesel (EN 590). Das gilt für Partikel, Stickoxide und Schwefeloxide. Im Vergleich zu den von einem möglichen Fahrverbot betroffenen Schadstoffklassen Euro 1-5 können das, laut Shell, bis zu 37 % geringere lokale Emissionen sein (Beispiel Euro 5: -23 bis -33 % Ruß, -5 bis -37 % NOX, -19 bis -23 % HC).
In puncto CO2 halten sich allerdings die beiden Kraftstoffe in etwa die Waage, wenn man sich die gesamte Energie- und Emissionsbilanz von der Förderung bis zur Verbrennung im Motor anschaut.
„GTL ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Mineralöldiesel, aber es ist kein emissionsfreier Kraftstoff“, erklärt Jens Hachmann von der Shell Deutschland Oil GmbH. GTL könnte trotzdem in Innenstädten einen sofort spürbaren Effekt auslösen, so der Fachmann. „Wer mit GTL fährt, wird einfach weniger emittieren als mit Diesel“.
Zudem ist GTL Fuel sehr zündwillig, sprich es hat eine hohe Cetanzahl. Sie liegt bei 70 bis 80; Mineralöldiesel liegen bei 50 bis 55.
Die Filtrierbarkeitsgrenze (Cold Filter Plugging Point, CFPP), also der Temperaturzeitpunkt an dem sich der Kraftstoff verfestigt, wird mit -20 Grad angegeben. Damit verhält sich das Diesel-Substitut gegenüber seinem mineralischen Kollegen auch in puncto Flockung viel besser. GTL Fuel braucht also kein Additiv für den Winterbetrieb.
Der größte GTL-Fuel-Vorteil gegenüber alle anderen Alternativen ist: Der Treibstoff passt ohne jegliche Umrüstung am Fahrzeug in jeden Dieselmotor und in jede herkömmliche Zapfsäule. Die Infrastruktur muss also nicht geändert bzw. ergänzt werden. Auch die Vermischung von GTL Fuel und Diesel ist im jeden Verhältnis möglich. Die potenzielle Gefahr an der falschen Säule getankt zu haben, existiert daher einfach nicht.
Foto: Shell GTL (r.) verbrennt gegenüber dem Diesel mit deutlich weniger Partikelemissionen
Bildquelle: Shell