In der Tourismuswirtschaft geraten traditionelle Formen des Vertriebs trotz einer dynamischen Marktentwicklung immer weiter ins Hintertreffen. Darauf hat laut den Parlamentsnachrichten des Deutschen Bundestages kürzlich in einer Anhörung des Tourismusausschusses der Vorstand des Verbandes der Internet-Reisevermittler, Michael Buller, hingewiesen. Zwar hätten im vergangenen Jahr die Reisebüros in Deutschland ihren Umsatz um sechs Prozent steigern können. Doch habe gleichzeitig bei den Buchungsportalen im Internet das Wachstum 24 Prozent betragen.
Insgesamt liege der Online-Anteil im Reisegeschäft derzeit bei 61 Prozent. Voraussetzung für den Erfolg der Online-Plattformen sei die mittlerweile alle Generationen umfassende gesellschaftliche Reichweite des Internets, sagte Buller. So sei es derzeit die Gruppe der über 70-Jährigen, in der der Internet-Zugang die stärksten Zuwächse verzeichne.
Experten sehen die Entwicklung durchaus kritisch: Zwar generierten die Online-Plattformen auf der einen Seite jährlich acht Millionen zusätzliche Übernachtungen für die deutsche Reiseverkehrsbranche, vor allem aus dem Ausland. Auf der anderen Seite sähen sich die Hoteliers aufgrund der starken Marktkonzentration im Online-Sektor, den drei große Portale zu 96 Prozent unter sich aufteilten, einem „ großen Oligopol“ gegenüber, das seine Marktmacht rücksichtslos ausnutze. Problematisch sei zudem, dass die Portale eine komplette Marktabdeckung vorgaukelten, die sie nicht leisten könnten, die Bewertung der Angebote durch Provisionen der Anbieter beeinflusst würde und die Preisgestaltung intransparent sei.
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