Es beginnt mit einem echten "Wow". Der Volvo 9900 Special Edition, der kürzlich vorfuhr und mit dem die Redaktion mal wieder eine Spritztour plante, hatte es in sich. Dieses Auto gehört ganz eindeutig ins Premiumsegment, auch wenn es man ihm äußerlich mit seinem schlichten weißen Lackkleid nicht direkt ansieht.
Spätestens nach den ersten Schritten in die Kabine über die Vordertür, wird jedem Einsteigenden bewusst, dass er ein ganz besonders Fahrzeug betritt. Denn durch das gesamte Cockpit ziehen sich hochwertige rot-graue Lederapplikationen. Das elegante Rot-Grau schmückt auch den ausschwenkbaren Fahrersitz sowie den eigentlichen Fahrgastraum.
Die Innenausstattung ist insgesamt auf 4-Sterne-Niveau gehalten. Die Sitze sind aufwändig gepolstert und teils aus Leder. Das ganze Interieur macht einen sehr wohnlichen Eindruck.
Ausgebaut ist der Wagen auf 49 Fahrgastsitze. Die klassische "Drögmüller-Theaterbestuhlung" findet sich auch im 9900 wieder. Bestuhlung und Mittelgang sind nach hinten leicht ansteigend. Die Stehhöhe im Gang senkt sich dementsprechend von 2200 auf 1960 mm. Der Abstand zwischen den Sitzen beträgt 830 mm. An jedem Doppelsitz gibt es jeweils einen USB-Anschluss und eine 230-V-Steckdose. Weitere Steckdosen und USB-Schnittstellen befinden sich vorne im Bug, im WC und Kofferraum.
Die beidseitigen Gepäckablagen ziehen sich bis über die letzte Sitzreihe und sind bei diesem Bus geschlossene Ablagen. Wobei sich die Klappen, beim Zuschließen auf den letzten Zentimetern selbst anziehen und leise schließen.
Also ein wahrlich schmucker Schwede, der natürlich seinen Preis hat. Als Daumenwert gibt Volvo Deutschland für ein derartiges Modell 330000 E an.
Die technischen Spezifikationen sind schnell erzählt: Die Dreiachser der Volvo-9900-Serie mit ihrer hydraulisch gesteuerten Nachlaufachse kommen auf einen Gesamtlänge von 13050 mm und einen Radstand von 6080 mm. Die Fahrzeughöhe liegt bei 3740 mm. Auf die Waage bringt der Schwede leer 16380 kg.
Für den Vortrieb sorgt ein Turbodiesel D11K (11 l, Euro 6) mit 339 kW/460 PS. Das maximale Drehmoment heißt hierbei 2200 Nm. Geschaltet wird über den automatisierten 12-Gang-Schalter Volvo I-Shift. Die Hinterachsübersetzung beträgt 2,85:1.
Der Retarder ist auf die Fußbremse vorgeschaltet. Bevor die Bremsbeläge und -scheiben tatsächlich ins Geschehen eingreifen müssen - und noch vor dem Retarder - verzögert als erstes die Motorbremse bei Pedaldruck den Omnibus.
Der Sicherheit dient zudem ein serienmäßig verbauter "echter" Notbremsassistent, der vor Hindernissen und vor einem potenziellen Unfall den Wagen von 100 auf 0 km/h herabregelt - vorausgesetzt die physikalischen Rahmenbedingungen sind entsprechend gut (z. B. kein Regen oder Schnee). Zuvor alarmiert die Collision Warning (Auffahrwarnfunktion) über einen drohenden Zusammenstoß und fordert den Fahrer zum Handeln auf.
Abstandsregeltempomat und Spurhaltesystem sind - neben ABS, ASR und ESP - weitere Helferlein, die die Arbeit des Chauffeurs entspannter gestalten. Eine integrierte Feuerlöschanlage von Fogmaker soll zudem im Notfall aufkeimende Motorbrände im Keim ersticken.
Eine Besonderheit ist das Volvo Dynamic Steering (VDS), das als Sonderausstattung seit gut einem Jahr in den Bussen verbaut wird. Dahinter steckt ein Elektromotor, der die Servolenkung unterstützt. VDS erleichtert das Lenken und erhöht die Richtungsstabilität. Und das VDS führt den Bus immer wieder zu einer Geradeausfahrt zurück. Das ist vor allem bei Kurven- und Kreisfahrten etwas gewöhnungsbedürftig. Hier darf man das Lenkrad nicht einfach in seinen Händen zurückgleiten lassen, denn sofort richtet das VDS den Wagen wieder auf Geradeauslauf ein. Also, Hände immer fest ans Lenkrad.
Autor/Foto: Dirk Sanne
